Eltern sein, Familie leben

Vergib mir – wie man sich bei Kindern entschuldigen kann

Eltern sein ist manchmal wirklich komplizierter, als es aussieht. Vor allem, wenn man Kinder hat, oder? Wir haben ja alle so unsere Ansprüche an das, was wir unseren Kindern mitgeben wollen, aber auch an die Art, wie wir mit ihnen umgehen möchten.

Und eigentlich möchten wir wertschätzend und respektvoll mit unseren Kindern sein. Oft gelingt das – aber gar nicht so selten geht im Eifer des Gefechts auch einmal etwas gründlich schief. Da bin ich ihnen dann auf einmal schroff über den Mund gefahren, weil ich keinen Nerv mehr hatte, mir die Erklärung für ein Verhalten anzuhören, das wir echt schon tausend Mal thematisiert hatten. Oder ich habe wirklich gemeine Sachen gesagt, mein Kind angebrüllt, Türen geknallt, mit irgendeiner Strafe (die ich eh nicht umsetze) gedroht oder einfach jemandem wutentbrannt das Handy oder das Tablet aus der Hand gerissen. Solche Dinge sind nicht schön – aber sie passieren. Wenn wir uns das nicht ehrlich eingestehen, brauchen wir gar nicht weiter übers Eltern sein zu sprechen. Das Thema ist nicht, dass diese Dinge passieren, sondern wie wir hinterher damit umgehen. Es geht um die Frage, wie man sich bei Kindern entschuldigen kann.

Verantwortung übernehmen

Wenn wir uns unseren Kindern gegenüber in einer Art und Weise verhalten haben, die sie kränkt, dann hat das meistens eine Vorgeschichte. Meistens gab es einen Konflikt mit den Kindern, etwas, das uns einfach auf die Palme gebracht hat. Unsere Reaktion ist nicht entstanden, weil wir überzeugt sind, dass es okay ist, so mit unseren Kindern umzugehen, sondern weil unser Gehirn in den Notfallmodus geswitcht ist. An irgendeinem Punkt haben wir in der Situation die Kontrolle über unsere Gefühle verloren – sowas passiert. Angriff oder Flucht konnte unser Betriebssystem es nur noch als Optionen auswerfen und in einen Sekundenbruchteil hat das Gehirn für uns entschieden, dass wir stärker sind – und damit angreifen dürfen. Als Erwachsene wäre es unsere Aufgabe gewesen, erst gar nicht an diesen Punkt zu kommen. Doch das ist oft genug leichter gesagt, als getan. Wichtig ist jedoch, dass wir jetzt, wo wir dort waren, die Verantwortung übernehmen – und zwar komplett. Unser Kind ist nicht schuld an dem, was passiert ist. Wir haben überreagiert. Wir waren gestresst, übermüdet, traurig oder was auch immer und haben nicht schnell genug den Ausgang gefunden. Die Verantwortung liegt allein bei uns. Wenn wir uns bei Kindern entschuldigen, dann sollte diese ohne ein ABER daher kommen.

Entschuldigen und Fehler eingestehen

Kinder haben Rechte. Eins davon ist das Recht auf gewaltfreie Erziehung. Wenn wir uns bei ihnen für unser Verhalten entschuldigen, dann geht es nicht nur darum, die gute Beziehung zu ihnen wiederherzustellen, sondern ihnen klarzumachen, dass sie in dieser Situation im Recht sind. In dem Moment, in dem wir ihre Grenzen überschritten haben, sie bedroht, beschämt oder ihnen gar körperlich Schmerz zugefügt haben, haben wir einen Fehler gemacht. Wir haben etwas getan, was wir nicht hätten tun dürfen. Da geht es nicht nur darum, dass es zwischen uns und unseren Kindern falsch war, sondern dass wir das nicht gedurft hätten. Wenn wir unsere Fehler nämlich auf der Beziehungsebene belassen, kann es sein, dass unser Kind trotzdem denkt, dass es prinzipiell in Ordnung ist, wenn jemand seine Grenzen übertritt. Und das ist es nicht. Sich bei Kindern entschuldigen muss also immer das Eingeständnis eines Fehlers beinhalten.

Die Situation reflektieren

Gerade wenn etwas wirklich böse schief gelaufen ist, ist es wichtig, sich die Situation hinterher noch einmal anzuschauen. Es ist gut, wenn wir, vielleicht mit Hilfe vom Partner, von Freunden oder vielleicht sogar von Familienberatung einmal reinspüren, wie es zur Eskalation kommen konnte. Wo war der Punkt, an dem wir die Kontrolle verloren haben? Welche Faktoren haben dazu geführt? Was haben wir vorher schon an Ballast mit in den Konflikt gebracht? Was hat mich an der aktuellen Situation getriggert? Wie bin ich selbst in solchen Situationen von meinen Eltern behandelt worden? Diese Reflektion ist wichtig, weil sie uns hilft, zukünftig anders zu reagieren. Das ist kein einfacher Weg und ganz sicher kein Selbstläufer. Nichts, was beim nächsten Mal zuverlässig besser klappt. Es ist ein steiniger Weg, der sich aber lohnt.

Uns selbst vergeben

Kinder sind Teamworker. Sie lieben uns bedingungslos und wollen mit uns zusammen sein. Dazu gehört auch, dass sie uns sehr schnell vergeben, wenn etwas schief gelaufen ist. Die härtere Nuss sind oft wir selbst. Wir quälen uns oft noch lange mit den Situationen rum, in denen wir nicht so gehandelt haben, wie es unseren Idealen entspricht. Das spricht natürlich einerseits für uns: Es heißt, dass wir wirklich daran interessiert sind, anders mit unseren Kindern umzugehen und dass wir Respekt, Wertschätzung und Gewaltfreiheit leben wollen. Allerdings gehört dazu eben auch eine große Portion Gnade. Und diese Gnade können wir niemandem erweisen, wenn wir sie uns selbst nicht erweisen. Wenn wir uns entschuldigt haben, unsere Fehler eingestanden haben, die Situation reflektieren können und uns auf den Weg zur Veränderung machen, dann dürfen wir die Schuld loslassen. Wir sind freigesprochen. Unsere Kinder haben uns freigesprochen. Und hey – als Christen hat uns Jesus freigesprochen. Er lächelt von seinem Kreuz herunter, wenn wir uns mit dieser Schuld quälen und sagt: Auch deshalb habe ich den Scheiß hier gemacht – und nun geh weiter, du machst das gut.

Und das stimmt. Ich bin mir ganz sicher, dass du auf einem guten Weg bist. Lass los und geh weiter! Dein Kind braucht dich und nicht deine Schuldgefühle.

Was ist dir wichtig, wenn es darum geht, dich bei deinen Kindern zu entschuldigen?

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Fotos: Inka Englisch (Link)

Über mich:

Unternehmerin, Erziehungswissenschaftlerin, Familienberaterin, Autorin, dreifache Mama und vor allem für Sie und ihre Familie da.

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