Dieser Beitrag sollte eigentlich schon letzte Woche erscheinen, doch, man nehme es mir nicht übel, ich konnte in letzter Zeit nicht an Essen denken, ohne dass mir speiübel wurde. Und dass das seit heute wieder anders ist, ist allein schon ein Grund dankbar zu sein. Der saisonale Magen-Darm-Infekt ist jedenfalls nicht zu empfehlen. Was ich aber empfehlen kann: Freundinnenzeit! Und deshalb gibt es hier noch meinen Artikel von letzter Woche nachgereicht und ab sofort hoffentlich wieder regelmäßiger Blogbeiträge zum Thema Dankbarkeit!
Dankbar für Freundinnenzeit
Müde sitze ich hier herum, an meinen Haaren klebt noch der Bratengeruch vom Raclette, in meinem Kopf klingen die Stimmen meiner Freundinnen nach. Ihre Geschichten. Die Lustigen und die weniger Lustigen. Ich tue mich ein bisschen schwer in diesen vollen Tag zu starten, denn gestern war es definitiv zu lang für jemanden, der normalerweise um 21:30 Uhr ins Bett geht.
Doch all das war es wert.
Freundinnenzeit, das habe ich erst spät im Leben gelernt, gehört zu den größten Schätzen, die wir haben. Die Gemeinschaft mit anderen Frauen, die dich kennen, verstehen, die mit dir lachen, weinen und beten, ist unersetzlich.
Als ich jünger war, dachte ich oft, dass Freundschaften vor allen Dingen anstrengend sind. Ich hatte meine eine beste Freundin (ich habe sie noch immer!) und sie genügte mir. Ansonsten, so glaubte ich, verstehe ich mich sowieso besser mit Männern als mit Frauen.
„Wo zu viele Weiber aufeinanderhocken, da ist immer Theater!“, das haben sie mir von Kindesbeinen auf erzählt und ich habe es geglaubt. Ich glaube, es ist eine dieser fürchterlichen Lügen des Patriarchats, die uns Frauen miteinander entzweien soll und Schwesternschaft möglichst schwer machen. Und wir Frauen haben das so bereitwillig geschluckt. Wir haben es uns erzählen lassen, wir haben es geglaubt Wir haben uns gegeneinander aufhetzen lassen und angefangen, uns als Konkurrentinnen zu sehen, statt als Weggefährtinnen. Profitiert davon haben nicht wir, niemals wir Frauen, nicht mal da, wo wir uns gegen anderen durchgesetzt haben. Die Gewinner dieser Lüge sind die Männer, die sie erzählt haben.
Und so habe ich sie oft vernachlässigt, meine Freundschaften. Während die Männer in meinem Leben Kumpels hatten, teilweise große Cliquen, bin ich mal hier und mal da gewesen. Habe überall schnell angedockt, aber auch genauso einfach wieder losgelassen, wenn es kompliziert wurde.
Freundschaften zerbrachen an Neid, Missverständnissen, und Männern! Von manchen meiner früheren Wegbegleiterinnen weiß ich nicht mal mehr die Namen. Andere vermisse ich bis heute schmerzlich, auch wenn der Zerbruch schon ein halbes Leben her ist.
Erst nach und nach schaffte ich es, Freundschaften die Priorität in meinem Erwachsenenleben einzuräumen, die sie verdienten. Und dabei lernte ich etwas ganz Erstaunliches: Es kann ganz wunderbar funktionieren.
Ich bin immer noch nicht perfekt darin, Verbindungen zu halten. Manche macht der volle Alltag wirklich schwierig. Deshalb bin ich heute dankbar für die Gruppe Frauen, mit denen ich schon Rituale habe, die uns zusammenbringen. Und weil sie mir extrem wichtig sind, nehme ich zu wenig Schlaf und Bratgeruch gern in Kauf – denn das, was ich habe, entschädigt mich 1000 Mal dafür.