Mutterherzgedanken XI: Dankbar für Licht 8/40

Draußen ist es knackig kalt. Ich bin ehrlich: Eigentlich hätte ich dieses Winter-Comeback nicht mehr gebraucht. Alles in mir sehnt sich gerade nach Frühling. Nach Sonne, die ein bisschen Wärme im Gepäck hat, die mich nach draußen lockt, um das erste Gebäck und den ersten Kaffee auf der Terrasse zu genießen. Und ich sehne mich noch mehr nach diesem einen Moment, wenn der Winter endgültig die Segel gestreckt hat, wenn alle Frühblüher aus dem Boden gekommen sind und die Natur förmlich explodiert. Wenn ich in meinem Garten stehe und schier betrunken werde vom Summen und Brummen. Vom Blühen und Werden. Von der Sonne und den Farben.

Doch dieser Moment ist noch nicht da.

Und doch gibt es Grund zur Freude: Heute Morgen, kurz bevor die Kinder zu ihrer (unfassbar früh fahrenden) Straßenbahn mussten, schlüpfte unser Kater durch die Katzenklappe und da sah ich es: Tageslicht! Keine bedrückend kalte Dunkelheit mehr. Kein halbdunkles Dämmerlicht, wie noch letzte Woche. Nein. Es war einfach taghell!

Und dieses Licht gibt mir sehr viel.

Jedes Jahr im Februar merke ich, wie sehr ich es brauche, dieses Licht. Irgendwann im Spätwinter geht mir nämlich die Puste aus. Während ich im November fleißig mein Vitamin-D schlucke, bewusst novembere und mich ansonsten in Decken eingekuschelt auf Weihnachten freue, wird mir das Herz im Spätwinter schwer. Der Mensch, zumindest wenn er in Mitteleuropa zu Hause ist, ist irgendwie nicht für lange Dunkelheit gemacht. Wir brauchen Licht und Wärme und irgendwann reichen Kerzen und Kamine nicht mehr als Ersatz für das aus, was uns diese Sonne bieten kann, die Gott uns da mitten in unser Universum gehängt hat. Unsere Seelen – zumindest meine – wollen sich ausstrecken nach Licht und Freude. Wir wollen ihre Strahlen fangen und gleich ein paar mehr haben, zum Bevorraten, wie die kleine, kluge Maus Frederick, die erkannt hat, dass all die Nüsse allein einen nicht durch die dunkle Zeit bringen.

An manchen Spätwintertagen, wenn die Sonne sich hinter dicken, grauen Wolken versteckt, fühlt mein Herz sich deswegen wie Blei an und zieht mich fast mit zu Boden. Umso mehr feiere ich jeden hellen Morgen, jeden Sonnenstrahl und jede Minute, die ein Tag länger wird.

Wie passend, dass unsere Kirchenväter- und Mütter ausgerechnet in diese Zeit das Fest der Auferstehung gelegt haben, oder? Wie passend, dass ausgerechnet dann, wenn die Natur in all ihrer Schönheit explodiert und wir schier freudentrunken werden, tatsächlich alle Dunkelheit besiegt wird und nichts, aber auch gar nichts, was uns quält, mehr das letzte Wort hat.

Und so gesehen ist es auch passend, dass sich während der Passionszeit die Sonne ab und zu hinter grauen Wolken versteckt, der Winter für eine kräftige Zugabe zurück auf die Bühne kommt und mein armes Herz sich ab und zu bleischwer anfühlen muss. Wir sind ja noch unterwegs! Ostern kommt erst noch.

So lange müssen wir uns mit den kleinen, hellen Strahlen zufrieden geben, die uns den Weg ein bisschen erleuchten und leichter werden lassen.

Danke für hellere Tage und eine Ahnung von Auferstehung!

Fotos: Inka Englisch (Link)

Über mich:

Unternehmerin, Erziehungswissenschaftlerin, Familienberaterin, Autorin, dreifache Mama und vor allem für Sie und ihre Familie da.

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