Alltag in der Pandemie
Da sind wir – mitten im Pandemie-Alltag. Die Schule und die Kita haben wieder angefangen. Bisher geben sich alle Beteiligten Mühe, das Beste aus der Situation zu machen. Doch man merkt auch, dass sich alles noch einruckeln muss. Stundenpläne und Zeitfenster sind noch nicht ganz festgeklopft und einige Abläufe unklar.
Aber die gute Nachricht ist, dass wir wieder im Alltagsmodus sind. Wir sind wieder in unserem Rhythmus aus Schule/Kita, Essenszeiten, Hausaufgaben, Verabredungen, Freizeit, Ruhepausen. Sogar die Abende enden wieder etwas früher :-). Es kommt was in die Spur und ich hoffe inständig, dass wir darin möglichst lange bleiben dürfen.
Ob wir das können oder nicht, hängt ja nicht unwesentlich von uns Erwachsenen ab. Und liebe Freunde des gepflegten Maskenfails, da mache ich mir tatsächlich Sorgen. Ich habe nämlich das Gefühl, dass die Bereitschaft das alles mitzutragen, täglich ein bisschen mehr abnimmt. Dass man so eine Maske auch über die Nase ziehen könnte, scheint gänzlich in Vergessenheit geraten zu sein und insgesamt scheinen manche zu denken, ein T-Shirt hochzuziehen, tue es auch. Ich kann gar nicht sagen, auf wie vielen Ebenen mich das wütend macht. Genau wie ausufernde Partys ohne Abstand (die übrigens die derzeit größte Brutstätte des Virus sind) und sonstige völlig ignorante Verhaltensweisen.
Ausbaden müssen solche Ich-Zuerst-Aktionen vor allem unsere Kinder. Während ihr, liebe “Ich-laufe-mit-der-Maske-überm-Pimmel-durch-den-Ballermann Brüder und Schwestern” nämlich in jeder Mittagspause ein offenes Restaurant findet, haben unsere Kinder zum Teil kein Schulessen, weil die Mensen nicht öffnen können. Während ihr euch zu zwölft auf eine Picknickdecke im Park quetscht, verbringen sie ihre Pausen mit 1,50 Metern Abstand in einem abgetrennten Bereich des Schulhofes. Während ihr eure nächste Reise auf den Balkan plant und dabei alle Warnungen ignoriert und euch stattdessen freut, dass da keiner eine Maske trägt, dürfen unsere Kinder nicht auf Klassenfahrt fahren. Und gleichzeitig steigen die Zahlen.
Ich weiß nicht, was passiert ist, dass ihr menschlich so verroht seid und eure Ignoranz offensichtlich keine Grenzen kennt. Ich weiß nur, dass wir alle mit eurem Schrott leben müssen. Und ich frage mich, ob es euch rückwirkend irgendwann mal peinlich sein wird, wenn in Geschichtsbüchern etwas über Kindheit während Corona, den Folgen und vor allem den Gründen steht. Werdet ihr euch wiedererkennen und heimlich in eure Retro-Masken heulen, die ihr euch an die Wand gehangen habt, weils cool ist?
Aber vielleicht passiert auch gar nichts. Vielleicht kommen wir da ja auch trotzdem gut durch. Denn – das möchte ich nicht unerwähnt lassen – die meisten Menschen machen diese Sache einfach nur toll. Nicht jeder in jeglicher Hinsicht, das muss auch nicht sein. Die eine umarmt wieder, zumindest wenn es unbedingt nötig ist. Der andere musste raus und ist halt in ein Flugzeug gestiegen. Wir schicken unsere Kinder zu Ferienaktionen und vorgestern hatte ich vier davon im Keller vor der PS4 sitzen, die nicht alle in eine Schulklasse gehen. Die Normalität hatte mich so überrannt, dass mir erst viel später auffiel, dass das eigentlich jetzt nicht so toll ist. Aber im Großen und Ganzen geben wir unser Bestes. Jeden Tag. Wir tragen die ollen Dinger (über Mund und Nase, weil wir ja auch nicht bei unserer Hose die Hälfte draußen lassen würden). Wir halten weiter Abstand und meiden große Menschenmassen. Wir desinfizieren uns die Hände und planen alles, was wir tun mit einem gewissen Minimalismus. Und weil wir so viele sind, die das tun, kriegen wir das auch hin.
Alltag in der Pandemie heißt für mich zur Zeit konkret, dass die Arbeitstage immer noch kürzer sind. Wir Eltern sind beide noch immer viel im Homeoffice und ich organisiere noch immer viele, viele Essen jeden Tag. Es heißt jeden Tag aufs Neue abwägen, was geht und was nicht geht. Wo kann wer bedenkenlos hingehen und wo halten wir uns weiter zurück. Welche Alternativen können wir für was finden? Es gilt, die Zahlen im Blick zu halten und immer neu zu bewerten. Entscheidungen zu treffen und sie vielleicht auch mal zu revidieren. Es heißt aber auch, mutig zu sein und den eigenen Optimismus nicht zu verlieren.
Und auf jeden Fall heißt es, die Freitagspizza wieder regelmäßig zu essen.
Wie ist dein Alltag in der Pandemie? Erzähl mir davon.