Sag mal, du kennst dich doch mit Einkochen aus. Reicht es, Gurken in Essigsud einzulegen und im Einkochautomaten einzumachen oder braucht man einen Überdruckkocher? Zum Glück kenne ich Veronika. Denn sie ist eine, die man genau solche Dinge fragen kann und von der man eine gute Antwort bekommt.
Ich hatte nämlich am Freitagabend in völliger Naivität alle meine Salatgurken, die ich nicht an die Nachbarn verschenken konnte, in Salzwasser eingelegt, um sie am nächsten Morgen sauer einzukochen. Da ich das zum ersten Mal tun wollte, habe ich ein bisschen gegooglet. Und schon hatte ich den Salat und zwar in Form von Hinweisen auf eine gefährliche Lebensmittelvergiftung durch Botulismus. Sicherheit bietet noch das Kochen in einem Überdruckautomaten, hieß es.
Wars das? Sollte meine Einmachkarriere enden, bevor sie überhaupt begonnen hatte? Bis dato besaß ich nicht mal einen Einkocher, sondern plante, die Gurkengläser im KOCHTOPF einzumachen. IM KOCHTOPF! Laut diverser Blogs könnte ich auch gleich Rattengift unter die nächste Nudelsoße mixen, das hätte den gleichen Effekt. Also brauchte ich jetzt ein Gerät vor circa 250 Euro? Ich müsste die nächsten 25 Jahre Gurken einkochen, um das auch nur im Ansatz wieder reinzuholen.
Und dann fiel mir meine Oma wieder ein und meine andere Oma und meine Uromas, die alle mit ganz normalen Kochtöpfen oder Einkochern Gemüse eingemacht haben und das über Jahrzehnte. Genau wie wahrscheinlich die meisten von euren Omas.
Nun konnte Veronika mich schnell beruhigen, mit dem richtigen Essig geht alles wunderbar, sagte sie. Ein Blick auf meine gekauften Flaschen verriet mir, dass ich gerettet war und meine Gurken auch. Und so legte ich los und eine Stunde später bestaunte ich meine Werke. Wie gut, dass ich die Gurken bereits in Salzwasser eingelegt hatte, bevor ich von den Gefahren meines Vorhabens erfahren habe. So gab es wenigstens kein Zurück mehr. Ansonsten hätte ich es vielleicht einfach gelassen.
Ich finde, so ist es öfter. In die besten Dinge meines Lebens bin ich gestolpert, weil ich sie vorher nicht durchdacht habe. Hätte ich mir alle Konsequenzen vorher überlegt, wäre ich vielleicht nicht Mutter von drei Kindern geworden oder hätte einen Mann geheiratet, der mir beim ersten Date gesagt hat, dass er Edmund Stoiber mag. Wir hätten wohl kein Haus aus den 70ern gekauft und renoviert und ich hätte keinesfalls dem Einzug dieser drei Katzenbabys zugestimmt, wenn ich auch nur im Ansatz geahnt hätte, was das bedeutet. Ich hätte meinen Job nicht hingeworfen, um Familienberaterin zu werden und hätte keinen Wohnwagen gekauft. All diese Dinge haben mich aber zu einer sehr glücklichen und zufriedenen Frau gemacht. Zu einer gestressten Frau auch manchmal und zu einer, die viel Zeit in der Tierklinik und beim Kinderarzt verbringt. Oder mit politischen Diskussionen.
Versteht mich nicht falsch, es gibt Dinge, von denen es gut ist, dass ich sie weiß. Dass Schreien nicht die Lungen kräftigt, ist eine nützliche Information. Und auch wenn ich meine Freundin Anne an dem Tag verflucht habe, an dem sie mir sagte, dass Kinder ihre Winterjacken im Auto nicht tragen sollten, schätze ich, dass es sinnvoll ist, dass ich diese Info habe. Über den Zuckergehalt von Eis und die damit verbundenen Gefahren wüsste ich allerdings gern etwas weniger und ich werde nicht anfangen, die Wasserqualität von Badeseen selbständig zu überprüfen, bevor ich meine Kinder hineinlasse.
Das Netz ist eine Fundgrube an Ideen und Informationen und hat mir schon mehr als einmal den Allerwertesten gerettet. Doch gleichzeitig wirst du darin auch immer jemanden finden, der dich vor diesem oder jenem warnt. Zuviel Information kann so ziemlich jeden Spaß kaputt machen. Baden im Waldsee? Die Wasserqualität ist nur befriedigend! Eine Reise ans Mittelmeer? Mit kleinen Kinder? Staus, medizinische Versorgung, unbekanntes Essen! Ein einfaches Planschi im Garten, ganz ohne Pumpe? Wenn du nicht täglich das Wasser wechselst, werdet ihr steeeeeeeerben. Ein Sommertag draußen? Überprüf die Ozonwerte! Bildschirmzeit vor dem dritten Geburtstag? Klar – wenn du sein Gehirn für immer zerstören willst! 1er Milch statt Pre? BIST DU IRRE? Die falsche Hautcreme? Willst du Krebs in Kauf nehmen?
Gerade als junge Mütter sind wir schnell von dieser Flut an Infos überfordert. Mit manchem müssen wir uns auseindersetzen. Für uns selbst und unsere Kinder.
Doch anderes, das dürfen wir wirklich ignorieren. Stürzt euch ins Abenteuer. Fahr unbedingt ans Mittelmeer (außerhalb einer Pandemie wenns geht) und futter Meeresfrüchte am Strand. Ab an den See bei Sommerhitze und ohne UV-Armband, wälz dich im Planschi, obwohl das Wasser von vorgestern ist und gieße danach die Blumen damit und iss unbedingt noch die dritte Portion Eis mit deinen Kindern. Falls du Single bist, knutsch ruhig mit dem hübschen Kerl von der anderen politischen Liste. Und wenn dein Essig über 5% Säure hat, dann mach Gurken damit ein. Es wird schon gut gehen!
Was für ein herrlicher Vergleich! Und dein Beitrag macht neugierig auf das ultimative Rezept!
Ich hab heute auch einige Gurken geerntet und überlegt, wie ich diese Prachtexemplare haltbar machen könnte.
Verrätst du dein Rezept bzw. Veronikas Tipps?
Lg Nina
Hey Nina, ich habe es einfach gemacht, wie hier beschrieben ???? https://www.bzfe.de/inhalt/einkochen-1348.html