Eltern sein, Familie leben

Freitagspizza am 1. Mai 2020

Eigentlich hätten wir dieses Wochenende ein Familientreffen mit der Schwagerfamilie gehabt. Eigentlich säße ich jetzt mit der süßesten Nichte der Welt auf einem Campingplatz und würde mit meiner tollen Schwägerin bei portugiesischem Rotwein updaten, während mein Schwager sich in einem Knäul Kinder befinden würde. Doch es hat nicht sollen sein. Portugiesischen Wein gibt es trotzdem – und einen Chat über Zoom.

Ich bin immer mal wieder überrascht, wie die Wochen im Lockdown verfliegen. Wir haben im März angefangen – nun haben wir Mai. Wie die meisten Familien, haben auch wir unseren Rhythmus in der neuen Realität gefunden. Und es läuft – irgendwie – meistens. Die Kinder erledigen ihre Schulaufgaben. Das Kindergartenkind und ich navigieren uns durch den Vormittag, mal besser, mal schlechter. Wir feiern viele, viele Kuscheltiergeburtstage, für die wir jedes Mal etwas backen. Ich arbeite weniger als sonst, was in Ordnung ist – für den Moment. Es erleichtert den Alltag.

Ich lese im Netz viel davon, dass wir Frauen nun wieder auf eine klassische Rollenverteilung zurückgeworfen werden. Darüber könnte man jetzt viel diskutieren (und sollte man sicher auch). Ich kann gerade nur mein persönliches Zwischenfazit ziehen – es geht mir gerade nicht schlecht damit, auf den Kern dessen, was unser Zuhause ausmacht, geschrumpft zu sein. Im Gegenteil, ich erlebe es in manchen Teilen als große Befreiung. Vielleicht liegt es daran, dass wir selbst jetzt nicht so klassisch sind. Zumindest nicht an den Stellen, an denen es mich stören würde. Hier putzt jeder mal, jeder bringt zu Bett, jeder denkt bei der Planung von Einkäufen und Alltag mit.

Doch, mir tut es gut, gerade Zucchini zu pflanzen, statt die Welt erobern zu wollen. Ich plane gerade gern doppelt so viele Mahlzeiten wie sonst. Ich werde nie eine entspannte Hauslehrerin, aber ich bin gut darin, die große Pause zu organisieren. Ich habe das Gefühl, ein Teil von mir schrumpft gerade gesund und verabschiedet sich von allzu überzogenen Ambitionen. Während ich am Anfang noch dachte, ich muss jetzt innerhalb von sechs Wochen ein erfolgreiches Onlinebusiness aufbauen, finde ich jetzt, ich muss abends halbwegs zufriedene, seelisch gefasste Kinder ins Bett legen und mich selbst in akzeptablem Zustand daneben.

Ich lese weniger über Social Media Strategien und mehr in der Bibel. Ich halte Morgenandachten und werde gleichgültiger gegenüber Influencern, die ich mir früher zum Vorbild für meine Arbeit genommen habe. Ich kniffele mit meinem Mann oder über Zoom mit meinen Eltern, statt abends noch schnell ein Video aufzunehmen.

Und natürlich ist das nicht alles, was mich ausmacht. Ja, ich mache noch Instastorys. Nein, ich bin nicht komplett abgetaucht und das ist auch gut so. Manchmal ist in meinem Kopf sogar Platz für ein bisschen konzeptionelles Denken – und ich glaube, dass es gute Gedanken sind. Sie beschäftigen sich nämlich mit ganz anderen Fragen und ich habe das Gefühl, dass sich mehr herauskristallisiert, was ich eigentlich will und was ich der Welt geben kann. Ab von Trends, Erfolgsdruck und toxischen Vergleichen.

Und natürlich mache ich Pizza. Es scheint, als wäre dieses Ritual gerade wichtiger, denn je. Oft überlege ich schon am Montag, was freitags drauf darf. Heute sind es übrigens Sardellen, grüne Tomaten, Zwiebeln und ein bisschen Feta.

Wie ist eure aktuelle Lockdown Gemütslage? Wollt ihr sie mit mir teilen?

Fotos: Inka Englisch (Link)

Über mich:

Unternehmerin, Erziehungswissenschaftlerin, Familienberaterin, Autorin, dreifache Mama und vor allem für Sie und ihre Familie da.

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