Unser Pani – noch viel zu jung. Viel zu kurz nur bei uns. Und dann auf einmal nicht mehr da. Unser kleiner Kater wurde in der Dämmerung eines Donnerstagmorgens überfahren. Er kam nicht, wie sonst, zum Frühstück nach Hause. Er schlief nicht die Anstrengung einer durchwanderten Nacht im Bett unserer Tochter aus. Er strich uns nicht nach Futter bettelnd um die Beine.
Stattdessen lag er leblos in eine Decke gewickelt bei einer lieben Frau aus dem Tierschutz, zu der er gebracht wurde. Stunden später, nachdem wir von diesem Unglück erfahren hatten, holten wir ihn nach Hause, um Abschied zu nehmen. Das war wichtig, damit wir alle begreifen konnten, dass er wirklich nie wieder kommt. Wenn Kinder um Haustiere trauern, ist es wichtig, einen Raum dafür zu schaffen.
Jedes Gefühl hat seine Berechtigung wenn Kinder um Haustiere trauern
Kinder brauchen Raum für all den Schmerz, der entsteht, wenn ihr geliebtes Tier nicht mehr da ist. Neben der Traurigkeit und all dem Vermissen, muss auch für andere Gefühle Platz sein. Zum Beispiel für Wut. Wenn ein geliebtes Wesen so plötzlich und brutal aus der Mitte einer Familie gerissen wird, macht das Kinder nämlich mitunter sehr, sehr wütend. Sie empfinden es als große Ungerechtigkeit. Sie fühlen sich hilflos und verraten. Sie müssen ihre Wut raus schreien dürfen. Es ist generell wichtig, dass sie Wut als willkommenes Gefühl erfahren dürfen. Doch in diesem Fall gilt das besonders. Wenn Kinder um ihr Haustier trauern, hat jedes Gefühl seine Berechtigung.
Trauer – das wissen wir – verläuft in Wellen. Es ist möglich – und auch wichtig – schon kurz nach einem Verlust zu lachen und freudige Momente zu erleben. Wir Erwachsenen könnten das auch – oft gestehen wir es uns aber nicht zu. Kinder sind da natürlicher und mehr im Hier und Jetzt. Sie können im Garten spielen, rumtoben und lachen – und eine Minute später tränenüberströmt ins Haus kommen, weil es ihnen wieder eingefallen ist. Sie brauchen dann offene Arme und offene Ohren. Trauerrituale geben ihnen in solchen Momente halt. Hier sind es die Blümchen, die wir auf der Wiese pflücken und neben Panis Kreuz legen. Manchmal ist es auch ein schöner Stein, den wir ihm schenken.
Kindliche Bilder der Ewigkeit
Zur Trauerverarbeitung gehören auch ihre eigenen Bilder. Unsere Kinder glauben an ein Leben nach dem Tod. Sie glauben daran, dass wir einen Platz in der Ewigkeit haben. Einen Ort, wo wir mit allen, die wir geliebt haben, wieder zusammenkommen. Sie glauben an einen großen Garten, in dem Pani mit unserer früheren Katze Mickey sitzt und mit dem Hund ihres Papas. Sie glauben daran, dass ihre Tiere nun von ihrem Opa und ihrem Uropa betreut werden. Und sie freuen sich auf den Tag, an dem sie alle wiedersehen dürfen. Wenn wir dort sitzen, der Pizzaofen angefeuert wurde, Katzen und Hunde um unsere Beine streichen und Jesus zum Abendessen an unseren Tisch kommt. Und genau diese Bilder brauchen sie. Und wir müssen unbedingt frommen Versuchungen widerstehen, ihnen in diese reinzureden.
Es ist eine beneidenswerte Gabe, die Kinder haben. Sie können sich die Ewigkeit in den buntesten Farben ausmalen. Naiver Kinderglaube – das wusste schon Jesus – ist der Schlüssel zum Paradies. Das unhinterfragte Annehmen des größten und vollständigen Glücks ist ein großes Geschenk. Während unsere Bilder oft gleichermaßen von atheistischem Zynismus und theologischen Schranken eingezäunt werden, wissen Kinder weder von dem einen, noch von dem anderen. Und das ist gut so. Sie hinterfragen nicht, ob die Ewigkeit vielleicht doch nur ein Ort für die sogenannte Krönung der Schöpfung ist (das weigere ich mich übrigens auch zu glauben) oder ob wir doch nichts weiter als tote Masse sind. Für sie versammelt Gott im Leben nach dem Tod alles, was ihnen lieb und teuer ist.
Um Haustiere darf intensiv getrauert werden
Wenn Kinder um Haustiere trauern, ist das häufig intensiv. Manchmal kommen Erwachsene in Versuchung, in solch einen Schmerz reinzureden. Es sei ja nur ein Tier gewesen, sagen sie dann. Vielleicht ziehen sie sogar den Vergleich zu einem Menschen, der ja viel mehr wert war. Wir sollten unsere Kinder vor solchen Reden schützen. Kinder haben ein Recht, diesen Schmerz empfinden zu dürfen und Trauer und Verlust ausleben zu können. Sie machen sehr wertvolle Erfahrungen, wenn sie das dürfen. Alles, was ihnen hilft, ist erlaubt. Und selbstverständlich darf sogar die Schule mal einen Tag ausfallen, wenn ein Kind um seinen Kater trauert.
Ich finde, wir können uns an trauernden Kindern ein Beispiel nehmen und von ihnen viel über das Leben und die Liebe lernen.