Eltern sein, Familie leben

Schule Zuhause – lernen in den Coronaferien

Nun sitzen wir hier. Neben uns unsere Kinder mit einem Stapel Schulheften, ihren Stiften und Listen mit Arbeitsaufträgen. Von uns Eltern wird dieser Tage so einiges abverlangt.

Nicht nur mussten wir von jetzt auf gleich unseren Alltag komplett auf den Kopf stellen, zum Teil unsere Arbeitsplätze verlassen, unsere Geschäfte schließen, unsere sozialen Kontakte einstellen, sondern auch die Schule Zuhause fordert uns. Unsere Kinder haben Listen mit Arbeitsaufträgen in verschiedenen Fächern. Vieles ist Wiederholung. Ein paar Dinge sollen sie sich allein erarbeiten. Wann immer etwas unklar ist, sind wir es nun, an die sich die Fragen unserer Kinder richten. Und noch mehr: Nun müssen wir darüber wachen, dass Kinder ihre Arbeitsaufträge auch wirklich erledigen. Das alles birgt auch Konfliktpotential.

Im Moment sind die Tage in vielen Familien sowieso schon nicht leicht. Auch die Kinder merken ja deutlich, dass alles anders ist. Ich kenne nur wenige Erwachsene, die in diesen Zeiten nicht zumindest ein bisschen Unsicherheit mit sich herumtragen. Auch das spüren unsere Kinder. Soziale Isolation und unsichere Verhältnisse sind allein schon Grund genug, dass es ab und zu sehr schwierig wird. Da sollte, wenn möglich, nicht noch die Frage nach den Schulaufgaben zum zusätzlichen Stressfaktor werden. Deshalb habe ich ein paar Gedanken, die ich Eltern für die Schule Zuhause heute mitgeben möchte:

Strukturen schaffen

Unsere Kinder sind zumeist lernen in relativ festen Strukturen gewohnt. Wenn sie morgens aufstehen, gehen sie zur Schule. Vielen Kindern hilft es auch daheim, wenn sie feste Zeiten haben, an denen sie sich mit schulischen Dingen beschäftigen. Gerade bei jüngeren Kindern ist es gut, hier als Eltern die Verantwortung für die Planung zu übernehmen, weil diese noch nicht so gut darin sind, sich ihre Tage Zuhause selbst zu organisieren.

Druck rausnehmen

Die Arbeitspläne unserer Kinder wirken auf den ersten Blick lang. Kein Wunder, denn in der Schule hätten sie ja viele Wochenstunden, um sie zu erledigen. Unsere Schule Zuhause ist jedoch anders. Es wird nur schwer möglich sein, unsere Kinder vier oder fünf Stunden am Tag an den Tisch zu setzen und zu erwarten, dass sie arbeiten. Und das ist okay – sie müssen das in dieser Situation nicht. Diese erste Woche bietet sich gut an um zu schauen, wie lange am Stück und zu welchen Zeiten Kinder gut arbeiten können. Und auch, was überhaupt schaffbar ist. Wir dürfen ja nicht vergessen, dass auch die Lehrer diese Situation zum ersten Mal erleben. Von daher können die derzeit verschickten oder online gestellten Pläne nie mehr als eine Richtschnur sein. Es ist völlig in Ordnung, dass wir Eltern auch die Rückmeldung geben, dass es zuviel war, um es zu Hause zu schaffen.

Soviel wie nötig, so frustfrei wie möglich

Manche Kinder sitzen nun recht fleißig zu Hause und arbeiten ihre Pläne ab. Andere sind nicht sonderlich motiviert und müssen immer wieder überredet werden. Wie gut Kinder diese Schule Zuhause bewältigen, hängt nicht mit der Frage zusammen, ob sie fleißig oder faul sind, sondern mit ihrer Motivation. Einige Kinder sind für das, was sie in der Schule lernen müssen, intrinsisch motiviert. Das bedeutet, sie haben eine von innen gesteuerte Motivation, sich mit diesen Dingen zu befassen. Andere nicht. Ich fürchte die meisten Kindern haben wenig intrinsische Motivation für den klassischen Schulstoff in sich. Sie werden diese also auch in der Schule Zuhause nicht entwickeln. Hier ist es unsere Aufgabe, sie zu unterstützen, so viel vom Arbeitsplan wie nötig, mit so wenig Frust wie möglich zu schaffen.

Lernen ist mehr als Schulstoff pauken

Dass unsere Kinder keine von innen gesteuerte Motivation für Schulstoff in sich tragen, heißt nicht, dass sie nicht motiviert zum Lernen sind. Jeder Mensch hat Themen, mit denen man ihn packen kann. Jetzt ist eine gute Zeit, unseren Kindern Raum für ihre Interessen zu bieten. Wir können sie fragen, mit was sie sich gern beschäftigen wollen. Gemeinsam können wir im Netz recherchieren, auf eventuell Zuhause vorhandene Bücher zurückgreifen, Filme schauen oder Podcasts hören. Kinder können Forschertagebücher führen, kleine Vorträge für die restliche Familie halten oder vielleicht sogar selbst einen (nicht für die Veröffentlichung gedachten) Podcast aufnehmen. Mit etwas Glück lässt sich auf diese Art auch der eine oder andere Punkt des Arbeitsplans besser vermitteln. Wenn nicht ist es auch nicht schlimm, denn gelernt haben unsere Kinder auch so eine ganze Menge. Und ich würde behaupten, dass ihnen so erworbene Kompetenzen sehr nützlich sein können.

Fotos: Inka Englisch (Link)

Über mich:

Unternehmerin, Erziehungswissenschaftlerin, Familienberaterin, Autorin, dreifache Mama und vor allem für Sie und ihre Familie da.

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