Sag nein, wenn du nein meinst. Das ist einer der wichtigsten Ratschläge, die ich Eltern mit auf den Weg gebe. Ein klares, ehrliches, von Herzen kommendes Nein ist das beste, was unseren Kindern passieren kann. Und uns.
Doch oft neigen wir dazu, ein Ja mit zusammengepressten Lippen rauszulassen, wenn wir uns eigentlich nicht danach fühlen. Wir wollen dann keine Spielverderber sein. Nicht so eine spießige, uncoole Mama. Nicht die, die sich immer viel zu viele Sorgen macht und schon gar nicht die, die gerade lieber auf der Couch sitzen möchte, als auf den Spielplatz zu gehen. Also denken wir manchmal, dass wir uns überwinden müssen und nicht so anstellen sollten. Und schon ist da ein Ja – zu etwas, was uns eigentlich gerade gar nicht passt.
Wir bereuen die Jas, wenn es schwierig wird
Diese Jas sind auch nicht automatisch falsch oder ein Problem. Manchmal kann es gut sein, über seinen Schatten zu springen und nochmal loszuziehen. Oder dem Kind etwas zu zutrauen, zu erlauben, was einem ein bisschen Bauchweh bereitet. Doch nicht selten wissen wir eigentlich ziemlich genau, warum wir dieses oder jenes jetzt gerade nicht wollen. Da geht es eigentlich gar nicht ums Überwinden oder Loslassen. Vielmehr geht es um unsere tiefsten Überzeugungen, eine gute Kenntnis der eigenen Energiereserven (wenn wir zum Beispiel auf der Couch bleiben wollen) oder unser sicheres Urteilsvermögen in Gefahrensituationen. Wenn wir in solchen Fällen dennoch Ja zu etwas sagen, geht das nicht selten nach hinten los. Spätestens nämlich, wenn die Situation, in die wir uns gebracht haben, schwierig wird. Wenn der Spielplatzbesuch anstrengend wird, irgendwo blöde Dinge passieren oder wir merken, dass wir nur schwer damit leben können etwas erlaubt zu haben, das uns eigentlich total gegen den Strich geht. Dann ärgern wir uns über unser halbherziges Ja. Nicht selten sind wir dann genervt von unseren Kindern und neigen dazu, ihnen die Verantwortung für die blöde Situation in die Schuhe zu schieben. Du wolltest ja unbedingt hierher heißt es dann manchmal oder hätte ich dir gleich sagen können, dass das so endet.
Gerade im Advent wollen wir gern großzügig sein
Von daher ist es immer eine gute Idee, Ablehnung zu kommunizieren, wenn wir sie für passend halten. Gerade in der Adventszeit sind wir schneller versucht, einmal mehr Ja zu sagen, als uns gut tut. Die Kinder länger aufbleiben zu lassen, um einen Weihnachtsfilm zu schauen oder gemeinsam zu lesen, ist eine wunderschöne Idee. Wenn die eigenen Kraftreserven dafür ausreichen. Wenn nicht ist es besser, einen geäußerten Wunsch liebevoll abzulehnen. Ich weiß, dass dir das großen Spaß machen würde und mir sicher auch, nur heute bin ich zu müde dafür, ist eine ehrliche und wertschätzende Antwort. Ähnlich gestaltet es sich mit materiellen Wünschen, die wir schwierig finden. Ein Geschenk, dass den eigenen Grundüberzeugungen widerspricht, würde unseren Kindern zwar kurzfristig Freude schenken, droht aber mittelfristig, zu wiederkehrendem Konfliktpotential zu werden.
Nicht nur unsere Kinder brauchen Klarheit
Doch nicht nur gegenüber unseren Kindern sollten wir nur das bejahen, was wir wirklich bereit und im Stande sind zu geben. Auch gerade gegenüber anderen Erwachsenen ist es wichtig, nein sagen zu können. Im Advent können die Anfragen nämlich schnell überhand nehmen. Hier bitte noch ein Kuchen und dort wird eine helfende Hand beim Plätzchen backen benötigt. Tante Ilse will, dass wir zum Kaffee kommen und die Nachbarin hat da dieses Wohltätigkeitsevent, für das wir doch bestimmt noch schnell ein paar alte Klamotten raussuchen könnten. Oft sind wir so darauf programmiert, “gut” und hilfsbereit zu sein, dass wir uns völlig übernehmen. Schnell ist unsere Adventszeit komplett verplant und nicht mal die Hälfte der Dinge, auf die wir uns eingelassen haben, passt uns wirklich. Nein, wenn wir nein meinen, ist hier wichtiger denn je.