Während einige Bundesländer gerade erst Pfingstferien hatten, gehen wir hier in Hessen ja schon in großen Schritten auf die Sommerferien zu. Die meisten von euch haben ja schon entschieden, ob sie in den großen Ferien wegfahren wollen oder doch lieber daheim bleiben.
Gerade Eltern von kleinen Kindern treibt aber auch immer wieder die Frage um, ob Urlaub mit Kindern eigentlich erholsam ist. Ich habe nun in den letzten zehn Jahren einige Erfahrungen zum Reisen mit Kindern machen können und möchte euch heute ein bisschen an diesem Erfahrungsschatz teilhaben lassen.
Urlaub mit Kindern ist anders
Als wir das erste Mal mit unserem Baby losfuhren dachten wir, dass alles genau so sein würde, wie immer. Schließlich hatte sich ja groß nichts verändert, außer dass wir nun zu dritt waren. Erfahrene Eltern lachen jetzt – und ich kann mittlerweile auch darüber lachen. Wir brachen den Urlaub übrigens nach einer Woche ab. Seither haben wir viel gelernt. Zum Beispiel darüber, dass Urlaub mit Kindern anders ist. Weniger erholsam finden wir ihn deswegen jedoch nicht.
Natürlich ist es nicht mehr so wie früher. Als wir zu zweit wegfuhren, konnten wir unsere Seele auf eine Art baumeln lassen, die mit Kindern nicht mehr möglich ist. Wir haben geschlafen, solange wir wollten, gegessen wann und auf was wir Lust hatten und unsere Urlaubstage völlig nach unseren Wünschen gestaltet. Wenn uns danach war, haben wir komplette Tage lesend am Strand zugebracht. Wurde das zu langweilig, gab es einen Ausflug in die nächst größere Stadt. Das war Erholung pur – das Loslassen aller Verpflichtungen. Das Eintauchen in die totale Freiheit.
Heute sind wir nie komplett frei und selbstbestimmt. Verpflichtungen und ein riesiger Berg an Verantwortung bleiben uns auch dann, wenn wir in die Ferien fahren. Im Grunde ist es Alltag mit Kindern – nur an anderen Orten. Und doch kann ich mittlerweile gut dabei auftanken. Eine wichtige Erkenntnis hierfür war, dass ein Urlaub mit Kindern dann erholsam ist, wenn die Kinder sich wohlfühlen.
Bedürfnisse der Kinder berücksichtigen
Wir haben recht schnell festgestellt, dass unsere frühere Art zu reisen nicht sonderlich familienkompatibel ist. Zumindest nicht für unsere Familie. Unsere Kinder finden es nicht toll, wenn wir alle paar Tage den Campingplatz wechseln. Auch unsere Vorliebe für kleine, naturbelassene ruhige Plätze teilen sie nicht. Sie möchten sich irgendwo einleben, ein paar Spiel- oder Bademöglichkeiten haben und andere Kinder kennenlernen. Wir mussten hier also Kompromisse finden. Große Clubplätze meiden wir immer noch – denn das würde uns nicht entspannen. Wir sind mittlerweile dafür richtig gut darin, Plätze ausfindig zu machen, die ohne riesiges Drumherum auskommen und Kindern trotzdem etwas bieten.
Unser Alltag im Urlaub ist natürlich von den Bedürfnissen der Kinder geprägt. Und doch ist er ganz anders, als der Familienalltag zu Hause. Nach wenigen Tagen haben wir normalerweise unseren eigenen, sehr langsamen Rhythmus gefunden. Unsere Art, in einer ganz anderen Atmosphäre miteinander zu leben. Unsere Tagesabläufe haben zwar feste Ankerpunkte, aber die sind ganz anders als die, die wir zu Hause kennen. Das Mittagessen fällt häufig weg, stattdessen gibt es Crêpes oder einen Nachmittagssnack. Abendessen findet viel später statt und ins Bett gehen wir irgendwann alle zusammen, wenn es dunkel ist und der Kinderlärm auf dem Platz langsam verstummt. Dazwischen ist Zeit zum Baden, Wandern, Lesen und Spielen.
Die Logik des Alltags durchbrechen
Was ich heute besonders erholsam finde, ist der Ausstieg aus allen Logiken des Alltags. Kein Wecker, der uns klarmachen möchte, dass die Schule bald anfängt. Keine festen Arbeitszeiten, keine Termine am Nachmittag. Keine anderen Menschen, mit denen wir unsere Zeit teilen, sondern nur wir. Die Dinge, über die ich im Urlaub nachdenken muss, sind überschaubar. Kochen wir Nudeln oder grillen wir Kartoffeln? Haben wir alle Handtücher für den Strand parat? Was schmieren wir auf die Brötchen für die Wanderung? Ist das Kind eingecremt? Das ist nichts gegen den riesigen Mental Load, den ich im Alltag mit mir rumschleppe.
Erwartungen an den Familienurlaub hinterfragen
Ein weiterer, wichtiger Schritt in Richtung Erholung im Urlaub mit Kindern war das Anpassen meiner Erwartungen. Ich konnte das gemeinsame Reisen erst richtig genießen, als die Perfektionistin in mir zu Hause geblieben ist. Familienurlaub ist kein endlose Aneinanderreihung von idyllischen Tagen. Genau wie zu Hause, gibt es auch im Urlaub Konflikte und das ist auch gut so. Kinder werden nicht auf einmal zu netten Accessoires, die die Hände ihrer Eltern schmücken, weil man weggefahren ist. Sie sind auch weiterhin Beziehungsmenschen, mit denen wir uns ziemlich intensiv auseinandersetzen dürfen. Als Paar sitzen wir nicht jeden Abend Händchen haltend vorm Sonnenuntergang, weil da nämlich noch drei andere kleine Wesen sind. Wir lesen auch nicht auf einmal wieder fünf Bücher in einer Woche, weil wir nämlich von 16 wachen Stunden auch im Urlaub 14 damit verbringen, Fragen zu beantworten, Kinder einzucremen und Streit zu schlichten.
Ich finde, das Erholsame am Familienurlaub ist das Durchbrechen des getakteten Alltages. Und genau daraus ziehe ich jedes Mal wieder eine Menge Kraft. Außerdem empfinde ich es als großen Gewinn, dass wir uns alle immer wieder in neuen Umgebungen ganz anders begegnen können. Wir wachsen auf Reisen miteinander und aneinander. Wir sammeln Momente für die Ewigkeit und legen kleine Steinchen in das Seelenmosaik unserer Kinder. Kleine bunte Erinnerungen an Wanderungen und Wellenspringen, an Buttermilch auf der Alm oder Drachen steigen am Strand. Momente voller Nähe und Freude, in denen wir alle mal etwas anders waren, als wir sonst so sind. Das ist der Hauptgrund, warum ich Urlaub mit Kindern liebe. Dafür stelle ich die altbekannte Form des Erholens gern noch eine Weile hinten an.
Danke für den Beitrag.
Ich empfinde Urlaub allerdings als ziemlich anstrengend mit Kindern und sehne mich oft nach dem geregelten Alltag zurück. Erholung ist es für mich leider (fast) nie. Ja klar, wichtige Familienzeit. Aber Ausspannen und Erholung sieht anders aus.
Oh das ist schade. Woran liegt es? Zu wenig Struktur?
Kinder sind halt Arbeit. Die Versorgung, Beaufsichtigung, das Kümmern. Kennst du ja sicher alles selbst. Da ist es egal wo man ist. Im Alltag sind sie dann halt auch woanders, Kita oder Schule.
Ja das stimmt. Vielleicht ist es Typsache, was einen mehr stresst, der Alltag mit all seiner Logistik oder die 24-Stunden Dauerpräsenz.
Ich empfinde Urlaube auch so und ich merke das mir der Familienurlaub sehr fehlt wenn er mal ins Wasser fällt.Für mich ist es auch ein mentales abschalten und auf den gemütlichen Flow als Familie einlassen…passend finde ich auch das du die normalen Familienkonflikte mit hinein nimmst. Danke für deine Zeilen.