Dass ein Drittel der für eine Studie befragten Eltern weniger als fünf Stunden pro Woche mit ihren Kindern spielt, war für meine Twitter Blase kürzlich ein Grund zur Aufregung. Ich habe mich darüber gewundert, denn ich musste nicht einmal überschlagen, um herauszufinden, dass ich selbst Teil dieses Drittels bin. Ich spiele ehrlich gesagt so gut wie nie mit meinen Kindern. Alle drei Kinder zusammengenommen und selbst mit Mario Kart eingerechnet, komme ich wahrscheinlich nicht einmal auf eine Stunde in sieben Tagen. Denn ich bin ganz ehrlich – ich spiele nicht gern. Aber ich verbringe sehr gern Zeit mit meinen Kindern. Und da mich der Verdacht beschleicht, dass ich damit nicht alleine bin, geht es bei mir heute mal um die Frage, wie wir mit Kindern Zeit verbringen können.
Gemeinsame Leidenschaften entwickeln
Wir alle haben Dinge, die wir richtig gut können oder wirklich gern machen. Manche von uns sind sehr sportlich. Andere total fantasievoll und können täglich neue Geschichten erfinden. Manche haben große Freude am Basteln und Selbermachen und wieder andere stehen von morgens bis abends in der Küche und bereiten die tollsten Dinge zu. Es gibt Bücherwürmer und Naturliebhaber, Schmusekatzen und Alberjahne. Egal was es ist, das dein Herz höher schlagen lässt – dort ist auch Raum, um deinem Kind zu begegnen. Nimm den kleinen Menschen, der bei dir ist, an die Hand und zeig ihm ein Stück deiner Welt.
Das bedeutet nicht, dass du fortan immer ein Kind bei dir stehen haben musst, wenn du in der Küche werkelst, denn eine Leidenschaft ist ja auch was, was man manchmal gern allein macht. Es geht um das Finden einer Nische für euch. Da, wo dein Herz schlägt und du mit Begeisterung dabei bist, bist du für dein Kind authentisch und greifbar. Das ist auf jeden Fall besser, als eine gelangweilte Mama, die sich mühsam dazu zwingt, ein Paw Patrol Hund zu sein.
Zeit für Kinder ist mehr als nur spielen
Ich habe, nachdem ich diese Diskussion eine Weile verfolgt hatte, mal überlegt, was ich so tue. Mit Kindern Zeit verbringen ist nämlich so viel mehr, als nur spielen. Unsere Präsenz im Leben unserer Töchter und Söhne auf die Zeit zu reduzieren, die wir mit Legofiguren in der Hand auf irgendwelchen Teppichen verbringen, wird unserer Rolle in ihrem Leben nicht gerecht.
Ich sitze täglich mindestens eineinhalb Stunden an irgendeinem Tisch, esse mit ihnen und höre zu, was sie umtreibt. Als Elternteam verbringen wir mindestens eine Stunde am Tag mit vorlesen und eine weitere damit, Hausaufgaben zu betreuen, beim Lernen zu helfen oder Schulsachen zu organisieren. Viel öfter bin ich aber auch einfach nur ihr Basislager. Ich bin da – und ermögliche ihnen somit, unterwegs zu sein. Weil ich hier zu Hause eine Basis bilde, können sie in die Welt ziehen, in dem Wissen, dass sie jederzeit zurückkommen können. Ich sitze bereit – mit Eis und Pflastern, mit Getränken und einem offenen Ohr. Ich bin Zeitansage für ihre Freunde und Freundinnen, die hier ein und aus gehen können, Streitschlichter und Diskussionsteilnehmer. Ich gebe ihnen die Wurzeln, die sie brauchen, um ihre Flügel weit auszubreiten. Das ist die Zeit, die ich in meine Kinder investiere – und sie ist unendlich wertvoll.
Auf die Präsenz der Eltern kommt es an
Ich bin der festen Meinung, dass kein Kind Eltern braucht, die mit ihm spielen. Denn um eins meiner Kinder zu zitieren : “Mama, du spielst das falsch!” Wir Erwachsenen sind sehr häufig gar keine guten Spielkameraden. Egal wie sehr wir es versuchen, es gelingt uns nicht mehr, richtig tief in die Welt unserer Kinder einzutauchen. Die Tore nach Nimmerland sind für uns schon längst verschlossen. Sie werden bewacht von To-do Listen, Alltagssorgen und erwachsenen Themen. Was unsere Kinder stattdessen brauchen, sind Eltern, die auf ihre ganz eigene Art präsent sind. Sie brauchen offene Ohren und Interesse. Sie brauchen Erwachsene, die Freiräume schaffen, damit sie sich darin entfalten können. Und sie brauchen Eltern, die mit ihnen Zeit verbringen wollen – auf eine Art und Weise, die für alle wertvoll ist.
Mit Kindern Zeit verbringen sollte sich nämlich niemals nach Zwang anfühlen, nie nach einem weiteren Punkt auf der eh schon vollen To-do Liste. Von daher – wenn ihr es nicht gern macht, streicht spielen heute von eurem Tagesplan – und überlegt stattdessen, wie ihr eurem Kind anders begegnen könnt.
Danke! Ich habe vier Kinder 2 Kindergartenfrei und 2 Homeschooling und spiele mit ihnen so gut wie nie. Ich gehe auf ihre Wünsche ein (Tischtennis, Puzzeln…. wofür ein Erwachsener gut geeignet ist) aber Duplo/Lego…, da habe ich keinen Zugang. Selbst Brettspiele oder Kartenspiele mach ich ungern (obwohl ich mich doch immer wieder dazu aufraffe)
Weiter so und liebe Grüße
Sabine
Danke für diesen Artikel, Daniela!
Der wird bestimmt viele Mamas und auch Papas berühren.
Bei uns ist der Papa ein richtiges „Spielkind“. Der kann sich noch gut in Geschichten reindenken. Mit und ohne Lego.
Aber „richtig“ spielt er auch nicht immer. ????
Oft bekommt er klare Ansagen, was seine Figur nun bitte tun soll. ????
Ich spiele überhaupt nicht gerne.
Aber ich kümmere mich leidenschaftlich gerne um die Details… das tolle vegane Lunch-Paket für einen Ausflug zum Beispiel. ????
Oder eine coole Bastelaktion fürs Wochenende. ✂️????
Ein schönes Outfit inkl. Frisuren fürs Familienfest. ????
Kochen und Gärtnern, das mache ich gerne mit den Kindern. Und auch gerne mal alleine. ????
Und vor allem mache ich gerne Geschenke! ????
Anstatt sich den (oft eigenen) Erwartungen verkrampft zu ergeben, lasst uns lieber unsere eigenen Interessen und Stärken entdecken und einsetzen – mit und für unsere Kinder.
Da bin ich ganz bei dir! Hauptsache, wir finden was, in dem wir unseren Kindern nah sein können.
Danke für diesen wertvollen Beitrag!! Dieses Thema treibt mich schon länger um, denn auch ich spiele nicht gerne Rollenspiele, was bei unseren Kids aber zur Zeit der totale Hit ist. Dafür kuscheln, lesen, reden wir viel und unternehmen gerne Dinge gemeinsam. Manchmal beneide ich andere Mütter, die sich in diese Kinderwelt so richtig vertiefen können… aber du hast vollkommen Recht: Jeder begegnet seinen Kindern auf seine Art und Weise und das ist genauso tief und wertvoll wie für eine gewisse Zeit ein Paw Patrol Hund zu sein 🙂
Manchmal gibt es auch bei uns die Momente, in denen ich das schaffe. Besonders mit unserem Großen gab/gibt es Figurenspiele, die wir über Wochen regelmäßig weitergespielt haben, fast wie kleine Serien, die wir uns ausdenken und das geht dann auch mal gut.
Und eben musste ich, trotz Erschöpfung eines anstrengenden Vormittags, ein Nilpferd sein, das mit einem Roboter Pizza isst :-s
Aber ich merke immer, dass meine Stärken als Mama ganz woanders liegen und ich finde es besser, die einzusetzen, als woanders halbherzig und zwanghaft was zutun. Das Mamaleben hat ja schon genug Druckstellen.
Herzlichen Dank für Ihren Artikel mit vielen sehr guten Alltagsbeobachtungen. Das gezogene Fazit wir Eltern Mut machen, mehr Zeit mit den eigenen Kindern zu verbringen, ganz egal ob auf dem Spielteppich, beim gemeinsamen Einkauf im Supermarkt oder am Esstisch bei der Hausaufgabenbetreuung.
Danke für ihren Kommentar. Ich hoffe sehr, dass ich mit meinem Artikel gleichzeitig Mut machen und Druck nehmen kann. Viele liebe Grüße
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