(Dieser Artikel enthält unbeauftragte Werbung)
“Aus der Tiefe, fast verschüttet, dringt der Klang der Ewigkeit.
Von den Vätern, von den Müttern, überbracht seit langer Zeit. Frohe Botschaft fast verloren, hart umkämpft, doch nie besiegt.
Gottes Wort in Fleisch geboren, dort erklingt sein Liebeslied. Mitten im Kampf sein Liebeslied.”
(Albert Frey, Urklang)
Heute könnte ich das Novemberpäckchen wegpacken und die Weihnachtsdekokiste vom Dachboden holen. Dort wartet sie nämlich schon im Wandschrank, um von mir durchgesehen zu werden. Sie wartet, dass ich hinein schaue und gucke, was ich dieses Jahr in unsere Räume stellen möchte und was das Jahr in Kisten nicht überlebt hat. Doch geht das so einfach? Das Novemberpäckchen, das mich jetzt vier Wochen lang intensiv begleitet hat, wegräumen? Die Sachen einpacken und im Wandschrank verstauen und sie nicht mehr durchsehen, bis es nächstes Jahr wieder November wird? Kann man sie wirklich wegpacken, die tiefen Schmerzen, die Wut, die Angst, die Erleichterung, die Dankbarkeit und die übergroße Freude, die der November für mich hat? Ist es möglich, sie einfach so gegen Lichterglanz und Glockengebimmel auszutauschen? Kann das eine problemlos für das andere weichen, nur weil der Ewigkeitssonntag vergangen ist und wir am Sonntag den ersten Advent feiern?
Es gab Jahre, da habe ich das völlig problemfrei geschafft. Da musste ich mich am Ewigkeitssonntag nach dem Gottesdienst zwingen, nicht sofort los zu dekorieren. Mindestens das Durchschauen habe ich abends meist schon erledigt. Und der Teig für die ersten Lebkuchen wurde gleich am Montagmorgen zusammengerührt, die Zutaten lagen schon längst bereit. Es gab auch Jahre, da wollte es mir lange nicht gelingen, die frohe Botschaft des nahenden Weihnachtsfestes an mich heranzulassen. Und manchmal hat es bis zum 24. Dezember gedauert. Dieses Jahr hänge ich, wie schon im letzten Jahr, irgendwo zwischen November und Advent. Mein stiller, dunkler Monat war voll geladen mit Terminen und er war voller reicher Erfahrungen und Begegnungen. Mein November hat mich dieses Jahr tief bewegt und ich fange gerade erst an zu verarbeiten, was alles geschehen ist. Und in mir drin jubelt es. Ja, ich bin bereit für die frohe Botschaft vom Advent.
Und nein, ich bin es nicht. Mein Novemberpäckchen und alles was es enthält, verschwindet nämlich nie im Schrank. Es ist immer da, an jedem Tag im Jahr. Mal präsenter, mal weniger präsent. Unser Alltag, seien wir ehrlich, ist nämlich nie nur das eine oder nur das andere. Nur die Intensität wechselt. Und so, wie nicht alles hell erleuchtet ist, nur weil im Advent nach und nach die Lichter wieder angehen – ist nicht alles immer nur dunkelgrau, weil wir November haben.
Mein November war reich. Er war voll mit intensiven Begegnungen. In meinem Herz sind viele neue Räume entstanden – und das mussten sie auch, denn es sind doch einige neue Menschen dazu gekommen, die darin nun einen Platz brauchen. Und das ist ganz erstaunlich, denn ehrlich gesagt bin ich nicht gut darin, Raum zu schaffen. Meine Räume sind begrenzt, so wie meine Energie und der Platz in meinem Leben. Und doch wurde Platz geschaffen. Mitten in den alltäglichen Kämpfen eines unattraktiven Monats.
Mitten im Kampf ein Liebeslied, so wie in Albert Freys Song. Genau so ist das nämlich mit dem November. Und mit dem Advent. Und mit dem Januar, dem Februar und dem März und mit allen anderen Monaten im Jahr. Unser Leben ist nie dauerhaft hell erleuchtet, doch da ist immer Licht, wenn wir es zulassen. Gottes Liebeslied erklingt für uns, jederzeit.
Mitten im morgendlichen Chaos – ein Liebeslied. Mitten in einem uralten Schmerz – ein Liebeslied. Mitten in einer durchwachten Nacht – ein Liebeslied. Mitten im Ehestreit – ein Liebeslied. Mitten in der Sorge um eins der Kinder – ein Liebeslied. Mitten in meiner Überforderung – ein Liebeslied. Mitten in völlig überfüllten Terminkalendern – ein Liebeslied. Mitten im dichten Nebel – ein Liebeslied. Mitten im grellen Licht des weihnachtlichen Konsumrausches – ein Liebeslied.
Ich möchte diese Woche vor allem auf das Liebeslied hören. Egal ob ich mich entscheide, Plätzchen zu backen, meine Sockenkalender zu befüllen oder ob ich mit den Kindern über den Matheaufgaben sitze. Ich möchte es hören, wenn ich mir überlege, was von meinem geliebten Weihnachtskitsch dieses Jahr die Wohnung zieren darf und ich möchte es hören, wenn ich unsere Klos putze. Es soll mich begleiten, wenn ich mit meinen Stöcken gegen das graue Nass und gegen trübe Gedanken anwalke und wenn ich mir Pausen gönne. Ich habe in diesem Monat erlebt, wie viel Kraft in diesem Lied steckt und deshalb jubele ich – weil es ohne Weihnachten diese Kraft nicht geben würde. Und ich habe erlebt, wie viel Dunkles unsere Welt umgibt – und mich. Und deshalb möchte ich manchmal still sein und noch eine Weile festhängen, zwischen November und Advent.
Am liebsten möchte ich viel Zeit damit verbringen, unser Nest schön zu machen. Warm und gemütlich und nach und nach auch adventlich. Ich will das Haus mit Plätzchenduft füllen und mit Raum zum Reden, Vorlesen und Kuscheln. Ich möchte liebevolle Geschenke aussuchen, ohne in Kaufrausch zu verfallen. Ich möchte Beziehungen pflegen – und die Frohe Botschaft weitergeben, ohne mich zu sehr zu verplanen. Und während ich das tue, möchte ich Liebeslieder hören. Die auf meiner ersten eigenen Playlist bei Spotify, die Zwischen November und Advent heißt und in die ihr, wenn ihr wollt, auch reinhören dürft. Vielleicht trägt sie euch ja auch durch diese Woche dazwischen und hilft euch, ein bisschen bewusstes Novembern mit in den Advent zu nehmen.
Danke für diese wertvollen ehrlichen Zeilen!!!!
Sie sprechen mir ganz arg aus dem Herzen.
Danke auch, für diesen tollen Blog und die Mühe dahinter.
Für mich ist das eine wichtige Kraftquelle, die ich als Mama zu hause immer anzapfen darf!!!!
Liebe Anne, das freut mich sehr zu lesen. Danke für deinen Kommentar und dass du hier mitliest! Liebe Grüße Daniela