Übergänge sind in unserem Familienleben von jeher ein großes Thema. So manche schwierige Situation im Familienalltag hätte ich im Nachhinein anders gelöst, wenn mir vorher bewusst gewesen wäre, dass das Problem ganz einfach ein Übergang ist. Ein Übergang von einer Tagesphase in die andere. Ein Übergang von Alltagswoche zu Wochenende. Ein Übergang in den Urlaub oder vom Urlaub zurück nach Hause. Der Übergang in die nächste Lebenphase. Oder eben auch der Übergang von einer Jahreszeit in die andere.
Nun scheint uns der letzte Punkt nicht unbedingt von der gleichen Tragweite wie die anderen davor. Kann ein Übergang von einer Jahreszeit in die andere tatsächlich zu häuslichen Konflikten führen? Und es stimmt natürlich, dass es auf einmal Herbst wird, markiert für unsere Kinder nun wirklich keine biografische Krise, anders als vielleicht der Wechsel vom Kindergarten in die Schule. Und doch ist der Übergang der Jahreszeiten mit dem einen oder anderen Thema im Familienalltag verbunden. So fragen mich meine Kinder irgendwann im Frühling immer, warum sie denn nun ins Bett müssten, denn schließlich sei es ja draußen noch hell. Im Herbst kommen dann irgendwann der erste Morgen, an dem die Kinder eine lange Hose brauchen und vielleicht sogar eine Jacke, etwas, was bei uns auch nicht immer auf größtes Verständnis stößt.
Doch das ist nicht alles, was sich ändert, wenn wir vom Sommer nach und nach in die kältere Jahreszeit übergehen. Unser Leben verlagert sich auch wieder mehr nach drinnen. Während unsere Nachmittage und unsere Wochenenden in den letzten Monaten einem klaren Ablauf folgten und sich größtenteils im Garten abspielten, sind wir jetzt immer nur noch ein paar Stunden an der frischen Luft. Mal mehr und mal weniger, je nachdem, welches Wetter uns der Herbst gerade vorsetzt. Das ist für uns alle erstmal wieder ungewohnt. Was haben wir eigentlich an den Wochenenden getan, bevor dieser nicht enden wollenden Sommer uns nach draußen gezogen hat? Was wollen wir dieses Mal gern tun. Welche Rituale und Gewohnheiten für Drinnenzeit aus dem letzten Winter passen noch zu uns und was wollen wir verändern, vielleicht neu einführen oder vielleicht eher weniger tun?
Es kann Kindern helfen und Halt geben, wenn wir die Jahreszeiten bewusst mit ihnen leben. Gerade in diesen Zeiten der Übergänge, in denen es manchmal noch fast wie Sommer ist und dann auf einmal bitterkalt, nass und windig. Es ist gut, wenn unsere Kinder die Natur mit all ihren Facetten kennenlernen und erfahren dürfen. Jahreszeiten können immer wieder Thema im Alltag sein. Bastelprojekte, wie zum Beispiel die gemeinsame Gestaltung von Fenstern, schaffen ein sichtbares Zeichen der Veränderung. Wir können außerdem gemeinsam besprechen, was wir in der neuen Jahreszeit alles unbedingt erleben oder auch essen wollen. Bei unseren Kindern wächst so das Verständnis für Vorgänge der Natur, jahreszeitlichen Veränderungen des Klimas und auch für saisonal verfügbare Lebensmittel.
Gerade den späteren Herbst verbinden viele Erwachsene mit negativen Attributen. Kalt, nass, dunkel, schwere Gedenktage. Deshalb ist es schön, wenn unsere Kinder von klein auf lernen, dass diese Zeit etwas zu bieten hat. Schöne Rituale für drinnen geben Halt und schaffen eine positive Verknüpfung mit der düsteren Jahreszeit. Das kann zum Beispiel ein herbstlich geschmückter Tisch mit Kerze sein, an dem wir uns nach einer kurzen Zeit im kalten Nass versammeln, um Geschichten zu hören und Kakao zu trinken. Älterer Kinder freuen sich natürlich auch über Heimkino-Abende mit der ganzen Familie, auch die kann man ja zum festen Ritual werden lassen und besonders schön gestalten (bei berlinmittemom gab es kürzlich dazu passend tolle Ideen).
Egal wie wir es machen, wichtig finde ich, dass unsere Kinder spüren, dass auch die dunkelsten, kältesten und nassesten Tage im Jahr ihre Bewandtnis haben, zum Beispiel, weil wir Zeit für Dinge haben, die im Sommer zu kurz kommen. Ganz egal, ob das für euch Kuschelnachmittage auf dem Sofa, Filmnachmittage oder ausgiebige Vorlesezeiten sind.