Eltern sein, Familie leben

Pflichtjahr oder was schulden uns die jungen Leute?

Derzeit wird ja das Pflichtjahr diskutiert. Also ein Jahr, in dem junge Menschen sich nach dem Ende ihrer Schulzeit in den Dienst der Allgemeinheit stellen sollten und in Altenheimen, Krankenhäusern, Kitas und anderen sozialen Einrichtungen ihren Dienst tun – oder wenn es nach der JU geht – wieder zum Bund müssen. Viele Erwachsene meiner Generation schreien nun begeistert Hurra und manch einer sieht darin seine Chance, den tyrannischen Bestien, die wir als inkompetente Eltern heranziehen, endlich mal ein bisschen Zucht, Ordnung und Gemeinschaftssinn beizubringen. Denn den haben sie ja bekanntermaßen alle nicht mehr in ausreichender Form von Zuhause mitbekommen. Ich mag gar nicht schon wieder anfangen darüber zu schreiben, warum ich den Pessimismus der älteren Generation über die jüngere nicht teile. Ich habe das ja im Ansatz schon letzte Woche Freitag getan und auch an anderen Stellen immer wieder. Ich möchte auch nicht darauf eingehen, wie widersinnig es ist, dass wir einerseits ihre Ausbildungszeiten gerade durch Turboabi und den Bachelor verkürzen wollten und ihnen jetzt wieder ein Jahr zusätzlich aufbrummen möchten. Selbst die Tatsache, dass sehr viele junge Menschen sich bereits jetzt engagieren und freiwillige Dienste leisten, lasse ich mal außen vor.

Ich möchte heute mal was anderes fragen: Was schuldet uns denn die junge Generation? Mit welchem Recht wollen wir sie verpflichten, ein Jahr ihres Lebens damit zu zubringen, in den Bereichen Löcher zu stopfen, die wir nicht besser aufstellen können? Was haben wir den Kindern und Jugendlichen von heute denn im Gegenzug zu bieten? Sind wir ehrlich, wir haben nicht ganz so viele tolle Angebote.

Erreichte Klimaziele, um auch ihnen noch eine Welt zu hinterlassen, mit der man arbeiten kann? Schwierig. Ein Bildungssystem auf dem neusten Stand und an ihren Bedürfnissen orientiert? Eher nicht. Einen Weg, wie sie selbst später noch gut leben und die Belastungen des demografischen Wandels tragen können? Nee, haben wir leider auch nicht. Sichere Arbeitsplätze? Wer hat das heute schon noch? Eine Welt, in der sich alle bemüht haben, die großen Konflikte zu lösen? Nee, wie soll das denn gehen?

Insgesamt finde ich nicht, dass das Wohl dieser Generation so arg im Mittelpunkt steht, wenn im Moment auf politischer oder gesellschaftlicher Ebene Entscheidungen getroffen werden.

Aber hey – wir hinterlassen ihnen eine Welt! Gut, wir haben sie kaputt gemacht und überschuldetet ist das Erbe zudem auch noch. Eigentlich wären unsere jungen Leute gut beraten, zum Notar zu gehen und die Erbschaft auszuschlagen, nur leider ist das nicht so einfach. Stattdessen müssen sie sich dem ganzen Müll stellen, den wir ihnen hinterlassen – und ganz ehrlich, ich fürchte, da warten genug Pflichtjahre auf unsere Kinder!

Ich bleibe dabei – lasst uns unseren Kindern Liebe und Menschlichkeit ins Herz pflanzen – dann kommt das Interesse an der Allgemeinheit von ganz allein.

Fotos: Inka Englisch (Link)

Über mich:

Unternehmerin, Erziehungswissenschaftlerin, Familienberaterin, Autorin, dreifache Mama und vor allem für Sie und ihre Familie da.

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