Eltern sein, Familie leben

Sommerferien – die Freiheit nehm’ ich mir

Die Freitagspizza am 22.06.2018

Was für ein herrlicher Abend das war vor kurzem bei uns Zuhause! Das kleine Kind hat seine Gute-Nacht Geschichte auf der Terrasse vorgelesen bekommen und ist danach sofort eingeschlafen – völlig erschöpft vom langen Tag im Planschbecken. Die beiden Großen und ihre Freunde fuhren ein bisschen länger mit den Rädern um die Häuser, denn am nächsten Tag fiel die Schule aus. Im Kühlschrank stand ein Rosé und wartete darauf, von uns Erwachsenen getrunken zu werden, während die letzten Sonnenstrahlen sich verabschieden und Platz für ein bisschen angenehme Kühle machten. Ein Abend voller Leichtigkeit. Ein Abend voller Freiheit.

Bald kommt wieder die Zeit, an der solche Abende die Regel werden. Die Sommerferien stehen bevor und das bedeutet, sechs Wochen frei von Pflichten, Stress und engen Zeitplänen – besonders für unsere Kinder.

Doch nicht alle sehen in diesen eineinhalb Sommermonaten vor allem einen Mehrwert. Für doppelt berufstätige Eltern ist es mitunter sehr belastend, diese Zeit irgendwie zu organisieren. Urlaub? Sagte eine Bekannte kürzlich, der ist für uns nicht drin. Erst habe ich drei Wochen frei, da muss mein Mann arbeiten und dann gehe ich wieder und er bleibt daheim. Wie wollen wir das denn anders machen? In der Tat ist es ein Problem, wenn Arbeitsnehmer sechs Wochen bezahlten Jahresurlaub haben, die Kinder aber zwölf Wochen Ferien. Manch ein Politiker, Gewerkschaftler oder Wirtschaftsverbandler glaubt, die Lösung für dieses Problem schon zu kennen und krakeelt sie um diese Jahreszeit gern in die Welt: Die Schulferien im Allgemeinen und die Sommerferien im Besonderen müssen gekürzt werden.

Was auch sonst? War ja klar, dass man nicht versuchen würde, eine Lösung zu finden, die sich an den Kindern orientiert, sondern dass eine her muss, die sich perfekt den Bedürfnissen unserer erwachsenen Welt anpasst. Als Lehrerin, schrieb eine Bloggerin letztes Jahr, kann ich mich dem nur anschließen, ich finde, die Kinder vergessen ins sechs Wochen zu viel und man verschwendet kostbare Zeit mit wiederholen.

Ja nee, ist auch klar. Wiederholungen sollte es in der Schule überhaupt nicht mehr geben müssen und Zeitverschwendung können wir uns schon lange nicht mehr leisten. Immerhin wollen wir die nächste Generation auf schnellstem Weg ins Arbeitsleben schicken – und in den Burn Out.

Die Erfahrung, dass die meisten Erwachsenen heute schnell mal vergessen, wie viel Spaß sie selbst als Kind in den Sommerferien hatten, musste auch ein anderer Elternblogger letztes Jahr machen. Er twitterte, dass er es toll fänd, wenn die Sommerferien ganze acht Wochen gingen, denn in den letzten zwei Wochen vor den Zeugnissen passiere so wenig in der Schule, da könnte man den Familien doch gleich die freie Zeit selbst geben. Mit solchen Thesen macht man sich selbst dann ungefähr so beliebt wie Bauchschmerzen, wenn man ansonsten jeden Montag ein breites Publikum mit seinen witzigen Familiengeschichten inklusive Frühstücksbilder erheitert.

Nein, die freie, unbeschwerte Zeit im Sommer verliert nach und nach ihre Anhänger und uns bleibt nur zu hoffen und zu beten, dass die Kürzungslobby erst dann groß genug ist, wenn zumindest unsere eigenen Kinder alle aus der Schule raus sind.

Und doch ja – ich habe Verständnis dafür, dass es, so wie es momentan geregelt ist, für Eltern zu einer echten Kraftprobe wird, die Ferienzeiten ihrer Kinder zu organisieren. Auch wir machen diese Erfahrung gerade. Während ich in den letzte zwei Jahren recht relaxed in den Sommer gegangen bin, stand auch ich vor der Frage, was ich tun soll. Gerade frisch in die Selbstständigkeit starten und dann gleich sechs Wochen aussetzen? Geht das? Kann man das machen? Im ersten Jahr legst du die Grundsteine für die Art und Weise, wie du danach arbeitest, sagte mir eine ebenfalls selbständige Freundin neulich. Wunderbar – dachte ich mir. Dann will ich sie mir richtig legen – und das bedeutet bis auf weiteres, im Sommer auf Sparflamme zu sein und nur das zu tun, was wirklich nötig ist. Ein paar Projekte werden mich auch in nächster Zeit brauchen. Der Blog jedoch, der braucht mich nicht und geht daher in seine gewohnte Sommerpause. Ab heute, denn heute beginnen bei uns in Hessen die Ferien. Die Zeit, wieder locker zu lassen. Die Zeit, in der ich auftanke. Die Zeit, in der meine Kinder frei und unbeschwert in den Tag leben können.

Ich wünsche euch ein paar wunderschöne Wochen.

(Foto: Inka Englisch)

2 Kommentare zu „Sommerferien – die Freiheit nehm’ ich mir“

  1. Wahre Worte… Leider fallen die Sommerferien dieses Jahr bei uns etwas schlanker und ohne Urlaub aus, aber einmal muss das eben gehen. Dank Umzug hätten die Kinder nur eine einzige Woche gehabt, oh Schreck! Wir melden uns früher um, dann haben sie wenigstens vier Wochen. Damit können sie zum Glück leben… Kürzere Sommerferien? Geht ja gar nicht! Mir tut das leid, wenn Kinder in den Ferien früh aufstehen müssen, um ins Ferienprogramm zu gehen. Sicherlich gibt es da viele tolle Sachen, wir haben das auch immer wieder mal genutzt, aber das Müssen ist eben das Problem. Und Eltern, die abwechselnd Urlaub nehmen müssen, tun mir genau so leid. Das wird doch niemandem gerecht, weder Eltern noch Kindern… Ich wünsch euch schöne Sommerferien! Liebe Grüße, Martha

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Fotos: Inka Englisch (Link)

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Unternehmerin, Erziehungswissenschaftlerin, Familienberaterin, Autorin, dreifache Mama und vor allem für Sie und ihre Familie da.

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