Das Thema Medien beschäftigt mich immer mal wieder. Es beschäftigt mich als Mutter, es beschäftigt mich als Bloggerin und Social Media Aktive, es beschäftigt mich als Beraterin und Referentin. Denn es ist ein Thema, was allumfassend ist – und es ist ein Thema voller falscher Glaubenssätze, Missverständnisse und Ängste – besonders dann, wenn es um die Frage geht, wie unsere Kinder Medien nutzen.
Wenn ich im Rahmen meiner Arbeit mit Eltern oder Pädagogen spreche, wird immer wieder deutlich, dass die meisten Erwachsenen die derzeitige rasante digitale Entwicklung vor allem als Gefahr sehen. Digitalisierung scheint vor allem Probleme und Schaden mit sich zu bringen und etwas zu sein, wovor wir unsere Kinder schützen müssen. Ist das wirklich so?
Es ist eine Tatsache, dass die Digitalisierung unsere Gesellschaft gerade rasant verändert. Wenn wir uns allein anschaut, wie sich gerade die Möglichkeiten verschieben, erwerbstätig zu sein, können wir ahnen, dass der Arbeitsmarkt, dem unsere Kinder einmal gegenüber stehen, ein ganz anderer sein wird, als der, für den wir einst ausgebildet wurden. Beinahe täglich entstehen neue Möglichkeiten, neue Ideen und neue Berufe – genauso fallen jedoch mehr und mehr Tätigkeiten, mit denen man vorher seinen Lebensunterhalt verdienen konnte, weg. Es wird deutlich, dass unsere Kinder einmal ganz andere Fähigkeiten und Fertigkeiten mitbringen müssen, um in dieser Welt zu bestehen, als wir es mussten – und zugespitzer noch, als wir es heute überhaupt absehen können.
Risiko und Chance zugleich ist der digitale Wandel aber nicht nur im Hinblick auf den beruflichen Werdegang unserer Kinder, sondern auch, wenn es um ihr soziales Leben geht. Beziehungen funktionieren für sie selbstverständlich online und offline und werden auf beiden Seiten gepflegt. Neuere Studien über das Medienverhalten von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen zeigen, dass Onlinekontakte sehr wichtig sind – entgegen eines allgemeinen Vorurteils ist es aber nicht so, dass Offline-Treffen dadurch bedeutungslos geworden wären. Auch können junge Menschen sehr gut unterscheiden, ob sie mit jemandem wirklich befreundet sind oder ihn nur aus sozialen Netzwerken kennen. Die Facebook-Freunde ersetzen keineswegs die Peers vor Ort. Vielmehr ist es aber so, dass die Beziehungen unter Gleichaltrigen sehr selbstverständlich online und offline gelebt werden und der Wegfall eines der beiden Teile nicht vorstellbar ist.
Unsere Kinder wachsen also selbstverständlich mit etwas auf, was für uns noch sehr neu ist. Wir Eltern stehen oft ein bisschen hilflos daneben und wissen nicht so genau, wie wir das nun begleiten sollen – und am liebsten möchten viele von uns den Nachwuchs so lange wie möglich davon fern halten. Ich halte das jedoch für grundfalsch.
Studien haben ergeben, dass 86% unserer Kinder und 98% unserer Jugendlichen das Internet bereits täglich nutzen. Das bedeutet, dass für nahezu jeden heranwachsenden Menschen soziale Netzwerke, Yotube oder Streamingdienste zum Leben gehören. Zudem ist es so, dass wir Eltern spätestens bei den 13 bis 15 jährigen unseren Einfluss auf das Onlineverhalten verlieren und die jungen Leute sich ab da selbständig im Netz bewegen. Daher muss es unsere Aufgabe sein dafür zu sorgen, dass sie das bis dahin möglichst sicher und angstfrei können.
Am besten können wir unsere Kinder begleiten, wenn wir selbst möglichst wenig Scheu vor all diesen Dingen haben. Immer wieder treffe ich Menschen, die beruflich oder privat Kinder begleiten und mir mehr oder weniger stolz erzählen, dass sie ja nicht bei Facebook sind (und oft in einem Nebensatz erwähnen, dass sie das Netzwerk auf für eine Wechselwelt des Teufels halten). Nun ist es natürlich jedem selbst überlassen, ob er Teil dieses Netzwerkes sein möchte oder eher nicht und sicher gibt es auch einige gute Gründe, nicht bei Facebook zu sein. Nur eins sollte klar sein, die Kinder, mit denen sie es zutun habe, werden sehr wahrscheinlich irgendwann dort angemeldet sein, dort und in einigen anderen Netzwerken, die wir vielleicht noch gar nicht kennen. Und allein deshalb halte ich es für sinnvoller, wenn wir Eltern auch einen maßvollen, sicheren und bewussten Umgang mit all diesen Dingen erlernen. Denn so kann es uns gelingen, unsere Kinder so lange wie möglich auf ihrem Weg durchs Netz zu begleiten und ihnen einen guten Umgang mit neuen Medien vorzuleben und nur, wenn wir wissen, was unsere Kinder erwartet, wenn sie im Netz unterwegs sind, können wir Probleme und Schwierigkeiten miteinander besprechen und dann können wir unseren Teil dazu beitragen, dass Soziale Medien für unsere Kinder zu Bereicherung und nicht zur Falle werden.
Auch wenn manchen der digitale Wandeln Angst macht – und wenn viele Sorgen durchaus berechtigt sind, werden wir ihn nicht aufhalten. Wir werden unsere Kinder nicht davor bewahren können – wir können ihnen aber vielleicht helfen, ihn zu gestalten und ihn positiv zu nutzen. Doch dafür müssen wir dabei sein. Dafür müssen wir akzeptieren, dass sich das Rad nicht mehr zurückdrehen wird – und dafür sollten wir anfangen ein Teil davon zu sein, statt ein unsicherer Mahner am Rande. Von daher traut euch- seid digitale Eltern – wenn schon nicht für euch, dann für eure Kinder!
Zum Schluss möchte ich euch noch einige lesenswerte Beiträge zu diesem Thema empfehlen:
Berlinmittemom schreibt zum Beispiel darüber, wie und warum sie ihre Kinder im Netz begleitet.
Auch die Bloggerin Svenja Walter von “meine Svenja” hat sich mit diesem Thema auseinandergesetzt. Ihre Kinder haben viel Screenzeit, aber auch viel Begleitung.
Schritt für Schritt an Medien heranführen und Vorbild sein, darum geht es in dem Beitrag von Susanne Mierau von Geborgen Wachsen, den ich ebenfalls sehr gern gelesen habe.
Und nun bin ich neugierig – wie handhabt ihr das derzeit mit dem digital parenting?
Toller Beitrag. Meine Tochter ist 13 und ist auch schon im Internet unterwegs. Aber ich auch ?. Sie ist auf Facebook und Instagram, da ich dort vertreten bin kann ich auch sehen was sie postet und mich darüber auch mit ihr austauschen und mit ihr sprechen was man postet und was man lassen sollte. Sie nimmt es dann auch an weil sie aber auch sieht das ich weiß wovon ich rede. Mir ist es so lieber als irgendwann eine Böse Überraschung zu bekommen. Außerdem seien wir Mal ehrlich macht es auch Spaß.
Liebe Grüße
Desiree
Liebe Desiree, danke für deinen Kommentar.
Genauso sehe ich das auch. Wenn die Kinder sehen, dass wir mithalten können und uns auch interessieren, dann haben wir eine viel größere Chance, auch in diesem Bereich mit ihnen in Verbindung zu bleiben – und das finde ich am Wichtigsten.
Viele Grüße