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Am Sonntag einen Blick auf die vergangene Woche richten: Bild(er), Worte, Gedanken… die ein Lächeln ins Gesicht zaubern, einfach gut tun oder ohne große Erklärung schlicht und einfach eine Sonntagsfreude sind 🙂
Mama, fangen wir heute endlich dieses Buch an, fragte der große Junge beim Frühstück.
Okay, können wir machen, antwortete ich und trank meinen Kaffee leer.
Aber du fängst an, Mama, sagte er und ich dachte, ich könnte eigentlich gleich damit beginnen, solange die Kinder noch aßen.
Ich ging zum Bücherschrank, holte besagtes Buch heraus, setzte mich wieder auf meinen Platz am gedeckten Frühstückstisch, an dem die Kinder sich gerade ihre Roggen-Vollwertbrötchen mit Nuss-Nougat Creme beschmierten, schlug die erste Seite auf und begann zu lesen:
In einer Höhle in der Erde, da lebte ein Hobbit…
Als ich meine Stimme hörte, wie ich diese mir so vertrauten Zeilen aussprach, registrierte ich, wie brüchig sie war. Ich holte tief Luft und begann noch einmal. Diesmal fester und gefasster.
Für einen Moment hatte es mich fast zerrissen. Nun war er da – der Tag, auf den ich seit fast acht Jahren wartete. Der Moment, an dem ich meinen Sohn mitnehmen konnte in ein Stück meiner Welt, das ihm bisher noch verschlossen war. Der Moment, an dem ich ihm etwas zeigen konnte, für das ich tief im Herzen brenne. Der Moment, an dem ich anfangen durfte, ein Stück Lieblingsliteratur mit ihm zu teilen.
Und dann las ich weiter und weiter. Alle drei Kinder hören gespannt zu. Sie lachten, sie fragten nach, sie diskutierten und selbst die Kleine versuchte, das Lied der Zwerge nachzusingen. Raum und Zeit hatten sich aufgelöst an unserem Frühstückstisch. Es gab nur noch Bilbo, Gandalf und die Zwerge. Ich las und las, tief versunken in mein Herzensbuch und achtete kaum mehr auf die Mengen an süßen Aufstrichen, die die Kinder, während sie mir gebannt zuhörten, auf viel zu kleine Brötchenstücke verteilten.
Irgendwann bat der große Sohn um eine Unterbrechung und sagte gleich danach, dass ich sofort weiterlesen müsse, wenn er wiederkäme. Während er den Raum verließ, hörte ich die Kirchenglocken läuten. Es war 10 vor 10. Wir hatten uns verloren, den Gottesdienst würden wir verpassen. Dafür hatten wir etwas Anderes.
Der große Sohn kam wieder und jetzt war es seine Lesezeit, er las Absatz um Absatz. Die Mädchen spielten mittlerweile und hörten nicht mehr zu und irgendwann mussten auch wir das Buch zur Seite legen, eher aus Vernunft, als aus mangelnder Freude.
Der Vormittag war an uns vorbeigezogen und während ich versuchte im Eilschritt aufzuholen, was liegen geblieben war, dachte ich über diese neue Lebensphase nach. Es ist so weit, dachte ich, der Junge lädt nicht mehr nur mich in seine Welt ein, zeigt mir seine Spiele, Bücher und Serien, sondern er ist alt genug, einen ersten Schritt in meine Welt zu machen. Wir können nun zusammen entdecken, was mir Freude macht. Was für eine tolle neue Entwicklungsphase, die mir vor allem eins zeigt – jedes Alter ist toll, jedes Alter ist spannend und jedes Alter bringt uns neue Wunder.
Eine echte Sonntagsfreude.
Die Sonntagsfreude ist eine Idee von Maria, die bei Rita weitergeführt wird.