Gedanken und Gefühle fahren Achterbahn.
Ich bin wütend: Wütend auf die Menschen, denen das Leben anderer Menschen so wenig wert ist, dass sie töten. Wahllos, grundlos. Ohne zu sehen, dass dort Mütter, Väter, Kinder, Freunde oder Großeltern stehen. Jeder davon hätte mein Angehöriger oder Freund sein können oder der des LKW-Fahrers.
Ich bin wütend, über all die dummen Kommentare im Netz. Über den Mangel an Empathie und Menschlichkeit. Über das Instrumentalisieren der Opfer. Über rechte Dummköpfe.
Ich bin wütend, weil heute morgen zu wenig Zeit war, um alles noch einmal sacken zu lassen und in Ruhe zu besprechen.
Ich bin wütend, weil wir viel zu oft schweigen und zur Tagesordnung über gehen, statt kurz die Stopp-Taste zu drücken.
Ich bin wütend, über die Logik, mit der unsere westliche Welt funktioniert. Über den mangelnden Raum, auf Gefühle und Bedürfnisse zu schauen. Über unsere Geilheit nach Effizienz, die oft schon im Kindergarten beginnt.
Ich bin wütend, weil ich mich allein gelassen fühle, mit meinen Gedanken und Gefühlen und mit so mancher Aufgabe, die mir gerade zu viel wird.
Ich bin wütend über mein Selbstmitleid. Über meine Ungeduld, über mich.
Ich habe Angst. Angst vor dieser Welt.
Angst heute auf den Weihnachtsmarkt zu gehen.
Angst um meine Familie.
Angst als Mutter zu versagen.
Angst, dass mir alles über den Kopf wächst.
Ich bin wütend über meine Angst.
Ich habe Angst vor meiner Wut.
Ich bin traurig.
Traurig über diese Welt.
Traurig, weil gestern jemand gestorben ist, der mir nahe stand. Nicht in Berlin, sondern weit weg, hochaltrig und friedlich.
Mir fehlen die Worte und ich möchte lieber schweigen.
Ich möchte reden. Alles rauslassen. Rausweinen.
Ich denke an Gandalf den Grauen. Briedel vom Briedel-Blog teilte einst ein schönes Zitat von ihm:
“Saruman ist der Meinung, dass nur große Macht das Böse fernhalten kann. Ich finde, es sind die kleinen Dinge – alltägliche Taten von gewöhnlichen Leuten, die die Dunkelheit auf Abstand halten. Einfach Taten aus Güte und Liebe.”
Ich möchte das glauben – ich möchte das leben. Ich möchte der Angst und der Wut mutig und stark entgegen treten. Sie dürfen nicht das letzte Wort haben, sondern die Liebe und die Güte!