Ich stecke irgendwie fest. Ich hänge zwischen November und Advent. Ich mag das grau und die Dunkelheit. Ich mag es, mich düsteren Tagen und Erinnerungen zu stellen. Ich möchte im November keine Lichter. Mein Vater hat mir beigebracht, dass man das Haus nicht vor Totensonntag schmückt und ich habe das verinnerlicht und ich bin ihm so dankbar, dass er in meinem Herzen einen Platz geschaffen hat für die dunkle Seite des Lebens.
Dunkelheit war viel in den letzten Wochen. Weltpolitisch. In der Familie. Persönlich. Ungeweinte Tränen haben sich mitten im Abendgottesdienst zum Ewigkeitssonntag Bahn gebrochen. Tränen der Trauer, Tränen der Erleichterung, Tränen über das eigene Versagen, Tränen der Angst, Tränen der Freude. Sie kamen einfach, ohne dass ich wusste, dass sie kommen würden, ja dass sie überhaupt in mir waren.
Nun hänge ich fest – zwischen November und Advent. Kann nicht loslassen und will nicht bleiben. Neue Sorgen sind hinzugekommen. Alte wollen einfach nicht verschwinden. So ist das Leben, es wird nicht einfach hell, wenn die erste Kerze näher rückt. Muss es auch nicht, denn Advent ist, was in unseren Herzen passiert. Wir haben schon oft traurig adventet in unserer Familie. Es scheint, als wolle das Unglück gerade in dieser Zeit an unserer Seite stehen. Schon oft haben wir geradezu trotzig die ersten Plätzchen gebacken und die Fenster dekoriert. Wir haben dem Leben zugerufen, dass es uns nicht klein kriegt. Dass wir uns die Hoffnung nicht nehmen lassen. Egal was kommt. Wir adventen. Wir bereiten uns vor – auf ein Fest voller Freude und Hoffnung auf etwas, das größer ist als alles, was wir gerade erleben.
Noch ist mir nicht nach trotzigem Dekorieren. Mir ist noch nicht nach backen. Aber die gekauften Lebkuchen zwischen den Resten des Kindergeburtstagskuchens zeigen, dass etwas im Kommen ist. Die Adventszeit steht vor der Tür. Ich darf noch ein bisschen dazwischen hängen, mit meinen Gefühlen, meinen Ängsten, meinen Sorgen, meinen Baustellen. Ich werde sie mitnehmen in die Adventszeit und ich werde dafür sorgen, dass es trotzdem etwas heller wird bei uns.
Ein paar Sterne haben wir schon gebastelt und die Dekokiste steht bereit. Der Advent darf kommen. Aber gerade bin ich froh, dass ich noch ein paar Tage habe – ein paar Tage dazwischen. Zwischen November und Advent.
Wie geht’s euch? Seit ihr schon in adventlicher Stimmung?
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