Eine Freitagspizza gabt es heute natürlich auch – vom Italiener. Die Kraft reicht heute irgendwie nicht für eine eigene. Eine Woche, die ich zur Hälfte allein mit den Kindern verbracht habe, und ein anstrengender Nachmittag haben mich geschlaucht.
Unser Schwimmkurs am Freitagnachmittag löst bei mir gemischte Gefühle aus. Auf der einen Seite ist er toll, weil die Kinder in liebevoller Atmosphäre schwimmen lernen dürfen bzw. ihre Fähigkeit zu schwimmen festigen und ausbauen können. Dass das derzeit sogar innerhalb des selben Kurses funktioniert, ist extrem praktisch. Aber es ist wieder ein Termin mehr in unserer Woche und er reist ein Loch in meinen gemütlichen Wochenausklang. Statt Zeit mit den Kindern zu verbringen und die Pizza zu planen, schnappe ich sie, hetze zum Kurs, bespaße das Kleinkind während des Kurses, schaffe es nicht, mit ihnen dort zu duschen, brauche aber trotzdem ewig, bis sie trocken und angezogen wieder im Auto sitzen und muss sie zu Hause dann immer noch unter die Dusche schicken (und hinterher das Bad trocken legen).
Heute habe ich ein extrem überdrehtes und ein extrem weinerliches Kind vom Kurs mit nach Hause genommen. Außerdem ein armes Kleinkind, dass geduldig vierzig Minuten in der heißen Schwimmhalle geblieben ist und eingesehen hat, dass es nicht baden darf und das am Ende noch schlucken musste, dass es nicht einmal mehr auf den Spielplatz durfte. Das arme Kleinkind und das arme weinerliche Kind heulten also im Auto um die Wette, ich versuchte zu trösten und das überdrehte Kind sang mir dabei Quatschlieder vor. Bring Pizza von Fantastico mit! schrieb ich somit an meinen Mann, bevor ich den Motor startete.
Die Heimfahrt rettete mir übrigens ein netter Heißluftballon, der genau neben uns startete und den ganzen Weg über gut sichtbar für die Kinder neben uns her flog. Quatschlieder und Weinen verstummten und wir standen noch lange vor dem Haus und sahen dem Ballon nach, bis der zwischen den Wolken verschwand. Manchmal ist es so einfach!
Pizza zu bestellen, statt sie selbst zu machen, fällt mir schwer. Die Perfektionistin in mir verzieht jedes Mal sofort das Gesicht und zischt: Jetzt hast du schon einen Mixtopf und kriegst es trotzdem nicht geregelt? Glücklicherweise wird sie heute übertont. Von der Sprachnachricht einer Freundin. Ich finde es gut, dass du für dich sorgst, antwortete sie mir, als ich ihr gestern sagte, dass ich nicht mit ihr zusammen den St. Martins Gottesdienst planen werde, weil es gerade absolut nicht passt.
Für mich sorgen – ich glaube, das wird ein großes Thema im Oktober. Vieles wird diesen Monat anders laufen, als gewohnt. Ich werde mehr allein schaffen müssen, weniger Hilfe haben, statt dessen noch mehr Aufgaben. Ich funktioniere nicht gut, wenn ich mir keine Pausen gönne. Ich verliere mich dann schnell. Wenn das passiert, nütze ich niemandem mehr. Dann bin ich keine gute Bindungs- und Beziehungsperson mehr – keine gute Freundin, keine die sich herzensgern engagiert. Um gut für die anderen sorgen zu können, muss ich für mich sorgen. Vielleicht gibt es daher noch mehr Pizzen vom Italiener diesen Monat. Vielleicht sagen wir mal das Fußballtraining, das Kinderturnen oder das Schwimmen ab oder laden mal ein Besuchskind weniger ein. Kinder achtsam ins Leben begleiten bedeutet, achtsam mit sich selbst zu sein und sich ab und zu in den Mittelpunkt zu stellen.